Geschäft musste schließen Krefelder Eiscafé liefert in der Krise nun Nudeln
Krefeld · Das „Sylter Eiscafé“ in Krefeld muss vorerst schließen. Damit die Arbeit weitergeht, stellt der Betrieb seine Produktion um und beliefert Edeka Kempken mit Pasta.
Zwei Produkte scheinen den Menschen aktuell besonders nützlich: Toilettenpapier und Nudeln. Fast jeder hat inzwischen leere Regale im Supermarkt gesehen. Mit einer ungewöhnlichen Kooperation wollen das Sylter Eiscafé und Edeka Kempken zumindest eines der Probleme etwas lindern.
Vorerst produzieren die Sylter statt Speiseeis Nudeln für die Krefelder Kempken-Filialen. Die Umstellung erfolgte rasch, berichtet Eiscafé-Geschäftsführer Ralph Höfges. So rasch wie vieles aktuell. Die Cafés in Krefeld, Kempen und Köln dürfen erstmal nicht mehr öffnen. So schreiben es die Regeln zur Corona-Eindämmung vor. Der zweite Geschäftszweig neben dem Café-Betrieb sind die „Glycklich“-Eissorten. Diese stehen in ausgewählten Supermärkten. Doch Höfges weiß nicht, wie sich die Nachfrage entwickelt. „Mal abwarten, ob die Leute Eis kaufen oder andere Tiefkühlprodukte vorziehen.“
Durch den eingeschränkten Betrieb musste Höfges manches verändern. Er beantragte Kurzarbeit für die Angestellten. Dann habe er gesehen, dass viele Supermärkte derzeit Hilfe brauchen. Höfges meldete sich bei seinen Bekannten von Kempken und fragte nach. Die Leute vom Supermarkt hatten gleich die Idee: Selbstgemachter Nudelnachschub. Kempken kümmerte sich um die Nudelmaschine und stellte sie den Eisherstellern zur Verfügung. Die starteten gleich die Produktion am Standort an der Adolf-Dembach-Straße. Statt „Glycklich“-Eis gibt es eben „Glycklich“-Nudeln. Das y bleibt als Markenzeichen der Firma im Namen. Drei Mitarbeiter aus der Produktion von „Glycklich“ können so zumindest weitermachen. Sie wechseln sich ab. Auf diese Weise soll das Infektionsrisiko minimiert werden.
Für Edeka Kempken ist die Mini-Nudel-Fabrik eine Erleichterung. Die Mitarbeiter sind momentan im Dauerstress. Die kurzfristige Unterstützung ist wichtig. „Alles, womit wir die Regale voll bekommen, hilft“, sagt Heiner Kempken, Chef der Edeka-Filialen. Über die üblichen Lieferwege komme man zwar langsam wieder nach. Dennoch bleibt die Situation extrem. „Letzte Woche war das Geschäft besser als vor Weihnachten“, sagt Kempken. Beim Nachschub sieht er die Logistik als Herausforderung. Die Lebensmittel seien vorhanden. Doch in den Zentrallagern kommen die Mitarbeiter der Arbeit kaum nach. „Das Personal lässt sich nicht mal eben aufstocken“, sagt Kempken. Also heißt es: Arbeiten am Limit. Man habe den Fokus auf die Grundnahrungsmittel gelegt, sagt Kempken. Dazu trägt nun auch das Sylter Eiscafé bei.
Die Umstellung von Eis auf Nudeln scheint kein Problem zu sein. Hohe Hygienestandards bestehen zum Beispiel auch in der bisherigen Produktion, sagt Höfges. Und das neue Produkt schmecke auch. „Am Donnerstag und Freitag haben wir geübt“, sagt Höfges. Die Zutaten wie Mehl und Wasser kommen in die Maschine. Unten plumpsen die Nudeln raus. Höfges hat gleich getestet. „Sie merken keinen Unterschied zu einem Industrieprodukt wie Barilla.“ Auch seine Frau Tamara und seine Tochter Pia seien zufrieden, sagt Höfges. Das Urteil zählt, schließlich seien beide gute Köchinnen.
Ein bisschen Improvisation ist freilich notwendig. „Das ist natürlich kein High-Tech-Gerät“, sagt Höfges mit Blick auf den silbernen Kasten. 200 Portionen mit einem Gewicht von 350 Gramm schaffen die Mitarbeiter pro Tag. Die muschelförmigen Nudeln landen in Plastikeimerchen, in denen früher das Eis lag. Dann kommen Aufkleber drauf. Fertig ist das Angebot.
Für Höfges ist das kleine Projekt ein gutes Zeichen: „Man muss das Beste aus dieser Situation machen. Wir können ja nicht mit einem langen Gesicht zu Hause sitzen.“ Zudem sei er froh, dass es so Arbeit für ein paar Angestellte gibt.