Konzert Crescendo-Chor begeistert mit Stabat Mater
Krefeld · In New York haben die Mitglieder das Werk in der Carnegie Hall mitgesungen, in St. Josef gehört ihnen die Bühne alleine.
Von der New Yorker Carnegie Hall nach Krefeld: Der Crescendo-Chor hat am Sonntagabend in der Kirche St. Josef das Werk Stabat Mater des britischen Komponisten Karl Jenkins präsentiert. Chorleiter Heinz-Peter Kortmann begrüßt das Publikum mit einer Einführung in das Werk, das 2008 in der britischen Metropole Liverpool uraufgeführt wurde. „Es beschreibt Trauer und Schmerz der Gottesmutter. Dabei geht Jenkins neue Wege und drückt dies in einer universellen Sprache aus. Trauer wir überall auf der Welt gleich empfunden“, erklärt Kortmann. „Es ist uns heute eine große Freude, vor Ihnen zu singen.“
Die instrumentale Unterstützung für den Auftritt in der Josefskirche übernimmt das Rheinische Oratorienorchester. Dies hat für Stabat Mater sein Schlagzeugsortiment etwas vergrößern müssen. Die Bläser beginnen den ersten Satz, einen Cantus lacrimosus, mit klagenden Klängen, zu denen — ungewöhnlich für klassische Trauermusik — Trommeln und anderes Schlagwerk hinzu kommen.
Der Chor kann den Text, der auf ein Gebet aus dem 13. Jahrhundert zurück geht, in einer überraschend eingängigen, harmonischen Musik vortragen. Diese ist kaum als solche des 21. Jahrhunderts zu erkennen, aber die Dramatik der Szene, die Schmerzen Marias im Angesicht ihres Sohnes am Kreuz kommen gut heraus. Eindrucksvoll und sehr homogen wird dies durch die sich häufig wiederholenden Crescendi — Lauter werden — der Chor- und Orchesterstimmen.
Schon der zweite Satz versetzt das Publikum in die Klangwelt des Orients. Flötenstimmen leiten mit fehlenden Klängen ein und Arzu Gök als klassische Sopranistin und ethnische Sängerin verstärkt überzeugend den Charakter der Musik. Es sind Momente des Innehaltens, die die Umsetzung des Flehens „Bitte für uns, o heilige Maria“ auslösen.
Ein Sprung in eine andere musikalische Welt bedeutet der nächste Satz. Eine getragene Schilderung des biblischen Geschehens wieder in harmonischen Klängen der westlichen modernen Welt folgt. Das Crescendo bestimmt auch hier den Vortrag, Chor und Orchester können in großen Klängen schwelgen.
Beim nächsten Satz, einem leisen Lamento der Solistin mit zurückhaltender Begleitung durch die Streicher, geht manches der Sängerin in den Weiten des Kirchenraumes verloren. Sie schaut zu oft auf den Dirigenten und wendet sich damit vom fest installierten Mikrofon ab.
Doch dies ist der einzige kleine Makel in einer großartigen Aufführung. Sehr überzeugend und ergreifend setzen alle Beteiligten das Werk mit seinen zwölf Sätzen um. Eine Überraschung mögen die orientalischen Klänge inklusive der Texte in Arabisch, Aramäisch und Hebräisch sein, doch sie sind nur konsequent, wenn sich das Geschehen im Orient abgespielt hat.
Standing Ovations belohnen die Musiker. Das erfreut besonders die Chormitglieder, die einen großen Unterschied zu ihrem Auftritt in New York sehen. Dort waren sie schlicht Teil eines riesigen Chors. „Es war anonymer und es konnte in der Kürze der Zeit nicht so präzise gearbeitet werden“, sagt eine Sängerin. „Hier ist es unser Publikum, das kommt, um uns zu hören. Viele kommen zu all unseren Konzerten und haben auch ihre Stammplätze. Sie freuen sich einfach uns zu hören. Das merken wir auch, wenn wir vorne stehen und zu ihnen singen.“