WZ-Serie - Leben am Ring Das ist die Schlagader Krefelds
Zum Auftakt unserer neuen WZ-Serie „Leben am Ring“ stellen wir Ihnen die netten Menschen vom Kleingartenverein Kampsche Wiese vor. In loser Folge erzählen wir weitere Geschichten.
Krefeld. Ob Deutscher-, Nassauer- oder Oranier-, Franken-, Europa-und Charlottering — der Ring, der sich wie ein graues Band um Krefeld zieht, hat viele Bezeichnungen. Und so vielfältig wie seine Namen ist wohl auch das Leben, das sich am Ring abspielt. Wir wollen es genau wissen und fragen: Wer lebt an der oder pendelt täglich über die Verkehrsader, die als Zubringer zu den Autobahnen 40, 44, 57 und in die Stadt führt? Wer lebt von ihr?
Um 10 Uhr morgens ist das Durchkommen kein Problem — die Rushhour ist längst vorbei. Wir lassen den Nordbahnhof rechts liegen, links säumen einige alte Häuser, anno 1923, die Straße. Da, wo der Frankenring zum Deutschen Ring wird, ragt grau und klotzig ein Bunker in den Himmel. Wir fahren weiter, über die Ritterstraße, die nach mehreren Kilometern Neue Ritterstraße heißt — ein Wurmfortsatz des Rings. Unser Ziel: der Kleingartenverein Kampsche Wiese.
Ob wir hier an diesem verregneten Februarmorgen wirklich Kleingärtner treffen? Wir haben Glück: Zusammen mit Salvatore Bertino kehren Horst und Helga Wefers die Überreste einer Party aus dem Vereinsheim. Seit 1981 ist Horst Wefers Vorsitzender des Schrebergartenvereins mit 45 Parzellen. „Weil es kein anderer besser als ich kann“, ist seine bescheidene Antwort, schließlich ist der 74-Jährige in der Anlage seit nunmehr 58 Jahren verwurzelt.
„Schon meine Eltern hatten hier einen Garten“, erzählt er. Und das ist nicht der einzige Grund, warum Horst und Helga Wefers dieses grüne Fleckchen Natur nicht fern der Hauptstraße so sehr lieben. Kein Wunder, hier fing auch ihre eigene Liebesgeschichte an: „Ich habe meinen Mann 1960 auf einem Gartenfest kennengelernt“, erinnert sich die 72-Jährige.
Zwei Jahre später wurde geheiratet — das Hochzeitsgeschenk der Schwiegereltern: Der Kleingarten, in dem das Ehepaar noch heute „Kartoffeln und Kohlrabi, alles, was es so an Gemüse gibt“ anbaut.
„Und wir machen das so lange, bis wir nicht mehr können.“ Da ist die Liebe zur Natur, dieser kleine Garten mit Hollywoodschaukel und Gemüsebeet, „das ist eben Freiheit“, findet Helga Wefers. Die Gemeinschaft mit Salvatore Bertino und den anderen Kleingärtnern — viele aus Italien oder Polen —, mit denen rauschende Gartenfeste gefeiert und auch mal im Schnee gegrillt wird, darauf sind die Wefers stolz. „Ohne die funktioniert hier nix.“
Helga Wefers freut sich auf den Frühling: „Mir juckt es schon in den Fingern, endlich wieder in der Erde zu buddeln“, sagt sie. Wann es losgehen kann? „Wenn der Wettergott es gut meint, dann schon im März.“
Die Lage an der Hauptstraße stört die Wefers übrigens überhaupt nicht — im Gegenteil: „Das ist zum Be- und Entladen von Pflanzen und Gartenstühlen praktisch.“ Und wenn die vorbeifahrenden Autos doch mal zu laut werden? „Dann machen wir das Radio an und die Augen zu.“ Der Sommer kann kommen.