Das Tierheim in finanziellen Nöten
Am Flünnertzdyk kommen im Jahr rund 1500 Hunde, Katzen und Kleintiere unter. Da die Spenden zurückgehen, fehlt es an Geld. In zwei Jahren sind die Rücklagen aufgebraucht.
Krefeld. Sie wurden von ihren Besitzern ausgesetzt, gequält oder einfach abgegeben: Jahr für Jahr durchlaufen rund 1500 Tiere das Krefelder Tierheim am Flünnertzdyk. Unterbringung und Versorgung kosten viel Geld — und das wird immer knapper. „Seit mehreren Jahren machen wir Verluste“, sagt Dietmar Beckmann, ehemaliger Tierheimleiter und Sprecher des Tierschutzvereins. Der ist Eigentümer des Heims und fängt das Minus in der Bilanz normalerweise mit Mitgliedsbeiträgen und Spenden auf.
Das gestaltet sich aber neuerdings schwierig. Hatte der Tierschutzverein Krefeld vor zehn Jahren noch rund 1200 Mitglieder, sind es heute nur noch 600. Hinzu kommt ein stark verringertes Spendenaufkommen. Im vergangenen Jahr wurden auf diesem Weg 30.000 Euro eingenommen, vor fünf Jahren war es doppelt so viel. 2009 standen Spenden in Höhe von 49.000 Euro einem Minus von 120.000 Euro gegenüber. „Die Situation hat sich seit der Finanzkrise zugespitzt“, sagt Beckmann. „Momentan müssen wir unsere Rücklagen angreifen.“
Diese seien voraussichtlich in zwei Jahren aufgebraucht, sollte sich am Status Quo nichts ändern. Und der spitzt sich eher noch zu: Steigende Nebenkosten machen dem Tierheim zu schaffen. Außerdem hat sich die Verweildauer der Tiere verlängert. 2007 haben Hund, Katze und Co. durchschnittlich 16,1 Tage im Heim gelebt, dann wurden sie vermittelt. Dieser Zeitraum hat sich auf 20,5 Tage erhöht. Vier Tage mehr, in denen die Tiere versorgt und gefüttert werden müssen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Immer mehr Menschen geben ihr liebgewonnenes Tier ab, weil sie sich die Haltung nicht mehr leisten können. „Diese Wellensittiche wurden zum Beispiel einfach vor unserer Tür abgestellt“, sagt Beckmann mit Blick auf einen Käfig. Auf dem Boden davor hockt ein namenloses Kaninchen in seiner Box — es wurde im Stadtwald ausgesetzt.
Eigentlich ist die „Aufbewahrung der Fundsache Tier“ Aufgabe der Kommunen. „Doch das ist eine teure Sache“, sagt Beckmann. „Deshalb haben wir mit der Stadt einen Vertrag.“ Der beinhaltet, dass das Tierheim Tiere aufnimmt, versorgt und vermittelt — dafür gibt es wiederum Geld von der Stadt. „Derzeit ist das ein Pauschalbetrag von 75.000 Euro im Jahr plus 20 Euro für jedes Tier.“ Eine Summe, die hinten und vorne nicht reicht, worauf unlängst auch der Deutsche Tierschutzbund hingewiesen hat. Er ist der Dachverband, dem das Krefelder Tierheim angeschlossen ist. „Aber wir können uns da nicht einfach hinauslavieren“, sagt Beckmann. „Die Tiere müssen ja versorgt werden.“
Allerdings muss formal zwischen Fundtieren, wie etwa dem ausgesetzten Kaninchen, und sogenannten Übereignungstieren unterschieden werden. Diese werden beispielsweise von ihren Haltern abgegeben und sind dann keine „Fundsache“ mehr. „Trotzdem akzeptiert die Stadt Krefeld auch diese Tiere als Fundtiere“, sagt Beckmann. Schließlich könnten sie schnell zur Fundsache werden, wenn das Heim sie nicht aufnehmen würde.
Diese Kulanz seitens der Stadt löst aber die finanziellen Probleme nicht. Alles in allem werden viele Leistungen des Tierheims vom Tierschutzverein gestemmt. Solange er es eben noch kann.