Krefelder Sprudel Der Crefelder Sprudel, der eigentlich aus Hüls kam
Hüls · 125 Jahre ist es her, dass Geschäftsleute eine Firma gründeten, um eine Mineralquelle zu vermarkten, die zufällig bei Bohrungen gefunden wurde. Zum Kurort zu werden, das schaffte Krefeld allerdings nicht.
Vor 125 Jahren, im Jahr 1895, gründeten Geschäftsleute die Crefelder Sprudel GmbH, um eine in Hüls erschlossene Mineralquelle zu vermarkten. Was war geschehen? Bei der Suche nach Steinkohle war man 1891 jenseits der damaligen Krefelder Stadtgrenze, im Hülser Bruch, zur Überraschung des Bohrmeisters auf einen Brunnen gestoßen. Die in einer Tiefe von 300 Metern erbohrte Quelle wurde vom Wiesbadener Professor Carl Fresenius untersucht – mit dem Ergebnis, dass sie weitgehende Ähnlichkeit mit dem Wiesbadener Kochbrunnen hatte. Die Quelle schleuderte zunächst 2000 Liter salzhaltiges Wasser in der Stunde empor. Das Wasser wurde von ärztlichen Autoritäten für heilkräftig befunden. Damals ging ein Raunen durch die Seidenstadt: „Wir werden Kur- und Badeort, ein zweites Wiesbaden.“
Das Hülser Bruch sollte zu
einem großen Kurpark werden
Es gehörte nahezu zum guten Ton, Anteile an der Crefelder Sprudel GmbH zu kaufen, und das Hülser Bruch sollte zum großen Kurpark werden. Selbst in Krefeld-Mitte, wo sich jetzt der Stadtgarten befindet, errichteten findige Unternehmer schon 1892 ein Kurhaus. Ein mehrstrophiges Sprudellied prahlt: „Freu Dich Krefeld! Hochgelegen kommt Dir plötzlich dieser Segen, welche Zukunft thut sich auf! Hängst nicht mehr am seidnen Faden. Bald giebt’s schöne Kolonnaden, Kurhaus, Hallen zum Verkauf.“ Erst 1960 wurde das Kurhaus abgerissen. Heute befindet sich dort, am Rande des Stadtgartens, die Prinz-Ferdinand-Schule.
Die Kraft des Sprudels
ließ merklich nach
Aber die Euphorie ließ nach. Denn die Kraft des Sprudels ging zurück. Schon 1929 konnte die Quelle nur noch mit elektrischer Hilfe hochgepumpt werden. Für die Zeit zwischen den Weltkriegen liegen nur wenige Informationen vor. Wegen eines nahen Munitionslagers war der Sprudel im Krieg das Ziel von Luftangriffen. 1945 wurden die Rohre erneuert und man förderte zwischen 700 und 1000 Liter pro Stunde. Ab 1958 versiegte die Quelle. Den Krefeldern blieb jedoch das Ausflugslokal „Crefelder Sprudel“, geführt von Konrad Apolte. Noch heute kann man den Bohrturm am Restaurant sehen. Ursprünglich im Abfüllraum, später in der Gaststätte, konnte man das Sprudelgetränk kosten. Man musste aber feststellen, dass es nach faulen Eiern schmeckte, auch wenn es angeblich noch besser als der Wiesbadener Kochbrunnen war.
Auch im Handel war das Mineralwasser lange zu haben, vertrieben von der Krefelder Getränkefirma Roelofsen. Gerd Roelfosen, der letzte Chef, bekannt als Mundartkenner und 2015 verstorben, präsentierte stets gern die spezielle Krefelder Sprudelflasche. Vom einst gegründeten Altherrenzirkel Sprudel, einer Gemeinschaft katholischer Unternehmer, hört man nicht mehr viel. Doch gibt es immerhin seit 1912 die Straßenbezeichnung Sprudeldyk.