Die ersten Flüchtlinge sind da

Zwei Familien aus Serbien bewohnen Räume der ersten Etage. Privatwohnungen reichen nicht mehr aus.

Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Seit Donnerstag werden die Notunterkünfte in der früheren Don-Bosco-Grundschule an der Feld-/Kölner Straße teilweise von Flüchtlingen bewohnt. Zwei Familien aus Serbien haben die Unterkunft in der ersten Etage des Schulgebäudes bezogen. Derzeit befinden sich rund 800 Asylsuchende in der Stadt Krefeld.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

In der ehemaligen Schule treffen Verwandte der Neuankömmlinge ein. Sie wohnen schon seit längerer Zeit in der Stadt. Einer der Asylbewerber kommt aus dem blauen Dusch-Container, die bereits vor einiger Zeit von der Stadt dort installiert wurden. Es stehen insgesamt 19 Toiletten sowie zwei Duschcontainer auf dem Schulhof mit je sechs Duschen getrennt für Männer und Frauen zur Verfügung.

Auch ein städtischer Hausmeister hat dort jetzt Dienst. Der ist aber eher wortkarg. „Keine Namen, keine Zahlen, keine Fotos. Wenden Sie sich an die Leitung des Fachbereichs“, sagt er kurz angebunden.

90 Betten stehen in der ehemaligen katholischen Grundschule zur Verfügung. Dort aber, so betonte Sozialamtsleiter Wolfram Gottschalk noch vor wenigen Wochen gegenüber der WZ, soll die Aufenthaltsdauer nicht länger als zwei Monate dauern. Die Belegung werde sich auch an der Größe von Familien orientieren. „Wir bleiben bei unserem Konzept der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen und Asylsuchenden.“

Bisher wurden die Flüchtlinge in von der Stadt angemieteten, privaten Wohnungen untergebracht. Das Angebot reicht jetzt jedoch nicht mehr aus. Angesichts der Leerstände zahlreicher Wohnungen eher unbefriedigend. Die Leerstände der Stadt, so schätzt der Eigentümerverband Haus und Grund, liegen zwischen fünf und zehn Prozent von insgesamt 122 000 Wohnungen, also etwa bei 5000 bis 10 000.

Vorwiegend kommen diese Menschen, oft Sinti und Roma, aus Ex-Jugoslawien. Die Stadt ist verpflichtet, für die Asylbewerber Sozialhilfeleistungen zum Lebensunterhalt zu gewähren. Gottschalk beziffert die monatlichen Kosten pro Flüchtling auf rund 800 Euro. 130 Euro davon würden als Bargeld ausgezahlt. Basis dafür seien entsprechende Gerichtsurteile.

Die ehemalige Grundschule weist auf drei Etagen zehn Klassenräume auf, die jedoch aus Brandschutzgründen nicht alle genutzt werden können. Sie wurden in Leichtbauweise für die Unterbringung von Familien umgebaut und unterteilt. Dazu kommen die Räumlichkeiten in dem angegliederten Zwei-Klassen-Pavillon.

Dass die Asylbewerber in der Schule an der Feldstraße untergebracht werden sollen, stößt bei Anwohnern im Südbezirk auf Bedenken. Sie haben eine Interessengemeinschaft gebildet. Ein Sprecher bezeichnete die Umstände in der Notunterkunft als menschenunwürdig. Auch der Bürgerverein Süd lehnt die Schule an der Feldstraße als Notunterkunft für Flüchtlinge ab, weil der Südbezirk schon jetzt zur Genüge sozial belastet sei.

Im Integrationsausschuss Ende vergangenen Jahres hatte SPD-Sprecher Hans Butzen die Bausubstanz und die Umbauten der Schule als fragwürdig bezeichnet. Darüber hinaus müsse verhindert werden, dass das künftige Übergangsheim für Flüchtlinge zum „Wallfahrtsort für Rechte und Neonazis“ werde, so Butzen, der jetzt Bezirksvorsteher in Hüls ist.

Der Flüchtlingsrat, der unter anderem von Amnesty, Caritas, Diakonie und Pro Asyl getragen wird, will sich jetzt um die Ankömmlinge in der Schule kümmern. Das kündigen auch Linke, Grüne und SPD an. Am 7. September startet im Südbahnhof eine Interkulturelle Woche, organisiert von Werkhaus, Flüchtlingsrat, Emmaus und dem Bündnis für Demokratie und Toleranz.