Kirchenkreis Krefeld-Viersen Die Kirche hat zu wenig Pfarrer und zu wenig Geld

Vizepräses Pistorius ruft die evangelischen Gemeinden dazu auf, sich solide kleiner zu setzen.

Foto: H.-J. Vollrath

Krefeld. Die evangelische Kirche hat mit den Zeichen der Zeit zu kämpfen. Die Bevölkerungszahl verringert sich, die Pfarrer werden weniger, die Finanzen ebenso und die Menschen werden älter.

Die rheinische Kirche habe keinen Anlass, davon auszugehen, dass dieser Trend sich in näherer Zeit umkehre, sagt der Theologe Christoph Pistorius, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland und zuständig für das Personal — die Theologen - im Landeskirchenamt, vor der Synode in Krefeld. Er fordert auf, „sich solide kleiner zu setzen“. Die Zeitschiene hierfür ist bis 2030 angesetzt.

Die entsprechenden Zahlen hat Burkhard Kamphausen, Superintendent des Kirchenkreises Krefeld-Viersen: „In der Landeskirche gibt es zurzeit 1963 Pfarrstellen, von den rund 90 Prozent besetzt sind. Es werden künftig viele Pfarrer altersbedingt ausscheiden.“ Schlimmstenfalls könne es so aussehen, das es 2030 noch etwa 550 Stellen gebe. Dem soll entgegengesteuert werden. Kamphausen: „Wir wollen 1000 Stellen halten und besetzen. Dazu werden wir den Pfarrdienst sichern und stabilisieren.“

Dazu sagt Stellvertreter, Assessor Michael Windhövel: „Wenn junge Menschen heute mit dem Theologiestudium beginnen wollen, haben sie beste Chancen, einen Job zu bekommen. Diese Stellen seien interessant und lukrativ und würden schon ähnlich gehandelt, wie in der freien Wirtschaft.“

Für den Kirchenkreis Krefeld-Viersen lautet das Ziel: „Wir wollen von den jetzt bestehenden 70 Stellen 44 erhalten. Zwei Drittel, also 28, sollen sich um die Gemeinde kümmern, der Rest von 16 die Funktionen in Krankenhäusern oder Schulen besetzen.“ Für die Veränderungen müssten die Menschen jetzt sensibilisiert werden.

Gemeinden zusammenzulegen, die nicht zusammen gehörten, sei auf keinen Fall beabsichtigt, sagt Kamphausen weiter. Vielmehr soll in der Arbeit kooperiert werden, müssen sich die Pfarrer künftig auf die originären Aufgaben — Seelsorge, Verkündigung und Anleitung zur Nächstenliebe — konzentrieren, damit sie Zeit fürs Wesentliche haben. In der Gemeinde seien die Arbeiten nicht ohne den zusätzlichen Einsatz von Ehrenamtlern zu leisten. Beispiel: „Der Pfarrer oder die Pfarrerin müsse nicht unbedingt den Vorsitz des Presbyteriums innehaben“, so der Assessor.

Windhövel sieht die Neuordnung auch als eine Möglichkeit des Experimentierens und des Erfahrungsaustausches an, um auf einen gemeinsamen Weg zu kommen.