START-UP-WETTBEWERB Die Krefelder Gründerszene kommt gut voran
Unter den Firmen, die in jüngster Zeit entstanden sind, befinden sich erstaunlich viele, die ihr Geld mit Apps, Computerspielen oder Virtual-Reality-Programmen verdienen – und die sich bewusst für Krefeld entscheiden.
Plötzlich tut sich etwas bei den Existenzgründungen in Krefeld. Lange Zeit war der Begriff vor allem damit verbunden, dass sich Menschen in der Gastronomie versuchten oder einen Weg aus der Arbeitslosigkeit suchen. Letztere gründeten dann in der Regel ein Unternehmen, das haushaltsnahe Dienstleistungen anbietet. Das half den Betroffenen, führte aber selten dazu, dass weitere Arbeitsplätze entstanden oder der Standort einen Schub erfuhr. Eben das hat sich in den vergangenen Jahren verändert. Nun gibt es Gründer, die virtuelle Realitäten für Krankenhäuser oder Museen programmieren, die Apps oder Spiele entwickeln und Laien mit Computern helfen. Nun gibt es sogar Gründer, die von einem etablierten Unternehmen eine sechsstellige Summe zur Verfügung gestellt bekommen, um ihre Idee weiterzuentwickeln.
Wirtschaftsförderer Eckart Preen bestätigt den Trend: Seit gut zwei Jahren stelle er fest, dass es in Krefeld Gründungen in technologie-affinen Bereichen gebe. „Das sind mehrköpfige Teams, die auch noch mit der berechtigten Hoffnung verbunden sind, dass sie wachsen und weitere Arbeitsplätze schaffen.“ Dies habe sich auch bei den Bewerbern für den Gründerpreis gezeigt, den WFG, Volksbank und unsere Redaktion am Mittwoch vergeben haben.
Eine wesentliche Ursache für diese Entwicklung liegt in der veränderten Mentalität. Suchten Gründer früher den Weg aus der Arbeitslosigkeit, finden sie heute meist auf dem Arbeitsmarkt etwas. Diejenigen, die sich jetzt selbständig machen, sind von ihrer Idee und ihrem Projekt überzeugt. Die wollen wirklich gründen, und das sogar, obwohl sie in großen Unternehmen gutbezahlte Jobs kriegen würden.
Dazu gibt es zwei wichtige Orte. Zum einen ist an der und rund um die Hochschule Niederrhein wieder verstärkt eine Gründermentalität anzutreffen. Zum anderen gibt es mit dem K2-Tower an der Kleinewefersstraße eine Immobilie, der einige der jungen Gründer zusammengebracht hat. Im so genannten Basecamp des Turms gibt es Büros und Werkstätten für kleine Unternehmen, die dort recht flexibel mieten können. Dort sitzen die Gründer Tür an Tür und haben einen Ort, an dem sie gemeinsam Mittagessen können. Bisher sind dort nach Angaben von Kleinewefers fünf Jungfirmen beheimatet. „Dass alle an einem Standort sind, hat es bisher in Krefeld nicht gegeben. Das ist für die kurzen Wege und den Austausch enorm wichtig“, sagt der Krefelder Wirtschaftsförderer.
Das Raumangebot wird deshalb sehr wahrscheinlich weiter wachsen. Es enstehen die ersten Co-working-Plätze, zunächst durch private, mittelfristig wohl auch durch die öffentliche Hand. So wird sich der Stadtrat nächste Woche mit einem Antrag der SPD zu diesem Thema beschäftigen. Die Sozialdemokraten schlagen vor, dass das Stadtbad an der Neusser Straße zum Teil als Gründerzentrum genutzt werden soll. Es dränge sich förmlich der Gedanke auf, „dass dies eine nahezu perfekte Umgebung für kreative, mutige und leidenschaftliche Köpfe werden kann“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Benedikt Winzen.
Dass die Krefelder Gründerszene so gut voran kommt, hat noch eine nette Nebenwirkung: Die jungen Unternehmer entscheiden sich bewusst für Krefeld. „Wir waren auch in Düsseldorf und hätten da auch unsere Firma gründen können“, sagte Daniel Kawczynski von Triclap bei der Verleihung des Gründerpreises. „Aber hier in Krefeld ist ein besonderer Spirit, hier ist etwas im Aufbau.“
Zum Krefelder Spirit gehört auch jede Menge Idealismus. Der zeigt sich in der Philosophie der jungen Unternehmen und darin, dass sie einen Verein gründen, der anderen helfen will, ihre Vision zu verwirklichen. Dessen schöner Name: Silk Valley.