Klassische Musik Junge Musiker spielen mit Sinfonikern

Krefeld · Die Gewinner des Wettbewerbs „Bühne frei“, Philipp Chernomor und Susanna Marski, hatten ihren ersten großen Auftritt mit dem Orchester.

Generalmusikdirektor Mihkel Kütson dirigierte das Konzert im Seidenweberhaus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zum Abschluss der Konzertsaison sorgt das siebte Sinfoniekonzert nach Dienstag am Freitag, 28. Juni, noch einmal für ein gut gefülltes Seidenweberhaus und einen niedrigeren Altersdurchschnitt des Publikums. Zwei Schulklassen sind dabei. Vermutlich auch die Gelegenheit, zwei recht junge Nachwuchsmusiker zu erleben, sorgt für vollere Stuhlreihen.

Für den neunjährigen Philipp Chernomor und die vierzehnjährige Susanna Marski ist es Teil ihres ersten Preises beim diesjährigen Wettbewerb „Bühne frei“, den Dirigent GMD Mihkel Kütson 2012/13 ins Leben gerufen hat, als Solisten mit den Niederrheinischen Sinfonikern aufzutreten.

Jagdmusik mit
viel Tempo zu Beginn

Das Konzert beginnt mit der Sinfonie Nr. 59 A-Dur „Feuersinfonie“ von Joseph Haydn (1732-1809). Dafür treten die Niederrheinischen Sinfoniker erst einmal in kleinerer Besetzung und die Herren in gelockerter Kleiderordnung angesichts des Hochsommertags auf.

Der erste Satz, ein Presto, kommt schon mit einem leicht tänzerischem Duktus in klassischer Eleganz daher. Überraschend marschähnlich interpretiert das Orchester unter seinem Dirigenten Mihkel Kütson zunächst das folgende Andante o più tosto Allegretto, das sich dann gesanglicher fortsetzt. Das abschließende Allegro assai erinnert an Jagdmusik – die Jagd gehörte zu den standesgemäßen Freizeitbeschäftigungen des Adels. Mit viel Tempo scheint da eine fürstliche Jagdgesellschaft auf ihrer Hetzjagd durch den Saal zu reiten.

Dann folgt der Auftritt der beiden Preisträger des Wettbewerbs „Bühne frei“. Der junge Geiger Philipp Chernomor tritt als Erster auf. Ermutigender kräftiger Applaus aus dem Publikum wie dem Orchester begleitet den Jungen am Dienstag zu seinem Platz neben dem Dirigenten. Er spielt den ersten Satz aus dem Violinkonzert Nr. 9 a-Moll op. 104 von Charles-Auguste de Bériot (1802 – 1870). Souverän und ohne Noten beginnt er nach einem Orchestervorspiel seinen Part. Die technischen Herausforderungen wie Doppelgriffe und Triller meistert er in aller Ruhe und Konzentration. Kleine Schwierigkeiten hat er mit seinen Händen erst, als er als Dank noch ein Buch und einen Blumenstrauß neben Geige und Bogen von der Bühne tragen muss. Ein großer Applaus von Publikum und Orchester begleitet ihn dabei.

14-jährige Geigerin
spielt „Teufelstriller“

Auf gleiche Weise wird anschließend Susanna Marski auf die Bühne begleitet. Die vierzehnjährige Geigerin spielt die für Violine und Orchester bearbeitete Sonate für Violine und Basso continuo in g-Moll, auch „Teufelstriller“ genannt, von Giuseppe Tartini (1692 – 1770).

Marski übernimmt im Larghetto die solistische Führung und zeigt mit einem ausgeprägten Vibrato, vielen Doppelgriffen und Triller nicht nur technische Fähigkeiten, sondern auch schon eine einfühlsame Interpretation. Bei ihrem Spiel scheint sie ganz in sich zu ruhen. Im Allegro beweist sie Virtuosität und akzentuiert schön das anspruchsvolle Spiel. Lässig und scheinbar leicht meistert sie die Herausforderungen und geht mit der Musik mit, sodass ein Zwischenapplaus aus dem Publikum fällig wird. Das abschließende Allegro assai bietet noch eine Steigerung der Triller – dieser Satz muss wohl Tartinis Sonate den Namen „Teufelstriller“ eingebracht haben. Voller Energie und mit allem Nachdruck arbeitet die 14-jährige Marski das Geforderte heraus – schon teuflisch gut, diese junge Dame! Der Applaus inklusive Jubelrufe des Publikums bestätigt dies.

Nach der Pause folgt von Ludwig van Beethoven die Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60, bei deren Interpretation die Niederrheinischen Sinfoniker ihre bekannten Qualitäten präsentieren. Für den langen Applaus, der nicht nur diesem Abend, sondern auch der gesamten Saison zu gelten scheint, bedanken sie sich mit der Zugabe eines Beethoven Walzers. „Die Bratschen verkörpern dabei schon den Urlaub“, erklärt Kütson. „Sie haben Pause die ganze Zeit!“