Verkehr Die Krefelder Kalotte ist doch kein Mini-Kreisel

Unterschiede und gültige Verkehrsregeln sind längst nicht allen Autofahrern bekannt. Zum Beispiel an der Steckendorfer Straße.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Kreisel oder nicht?“ WZ-Leser Ralph Poelen beobachtet immer wieder, dass selbst Krefelder an der Kreuzung Steckendorfer-/Tal-/Oststraße nicht wissen, welche Verkehrsregel dort gilt. Es ist kein Mini-Kreisverkehr, wie viele meinen. Vielmehr ist dort eine Krefelder Besonderheit anzutreffen: die „Krefelder Kalotte“. Diese Aufpflasterung im Schnittpunkt der Kreuzung dient lediglich der Geschwindigkeitsreduzierung und kann von den Verkehrsteilnehmern überfahren werden.

Die Straßen-Markierungen an den Einmündungen signalisieren „Vorfahrt hat rechts vor links“. Höhere Unfallzahlen, die Poelen dort vermutet, sieht die Polizei nicht. „Es gibt dort keine Auffälligkeiten.“

Die Kalotten sind im gesamten Stadtgebiet zu finden und wurden ab Ende der 90er Jahre im Zuge der Initiative Krefelder „Fairkehr“ (Stadt, Polizei und Verkehrswacht) als einer von über 400 baulichen Eingriffen in den Straßenverkehr zur Senkung der Unfallzahlen mit Kindern vom Fachbereich Tiefbau errichtet.

Das gleiche Ziel haben die Mini-Kreisel. Davon gibt es derzeit 27 in Krefeld. In erster Linie, so Michael Hülsmann, im Fachbereich Tiefbau der Stadt zuständig für Verkehrssicherheit und -beruhigung, seien in Krefeld auch die Mini-Kreisel erfolgreich zur Reduzierung der Geschwindigkeit eingeführt worden.

Der Fahrradbeauftragte der Stadt verweist auf die relativ geringen Kosten, die mit den Minis verbunden seien. „Im Unterschied zu den großen Kreisverkehren mit ausgebauten Mittelinseln hat der Mini meistens zwischen 13 und 25 Meter Durchmesser. Große Anlagen beginnen ab rund 40 Metern.“ Die maximale Erhöhung der Kreisinsel beträgt zehn Zentimeter. Sie kann von Bussen oder Lastwagen überfahren werden.

Die Kosten für die Minis liegen bei rund 10 000 Euro pro Kreis. Sie werden zu 80 Prozent aus Landesmitteln gefördert. Auswahlkriterien für die Standpunkte der Minis seien einmal auffällige Unfallzahlen sowie die Nähe zu Schulen, Kindergärten, Kliniken oder Senioreneinrichtungen.

Für einen Mini-Kreisverkehr gelten die gleichen Verkehrsregeln wie für einen herkömmlichen Kreisverkehr. Auch hier hat das im Kreis fahrende Fahrzeug Vorfahrt. Radfahrer werden im Regelfall gemeinsam mit den Kraftfahrern auf der Fahrbahn des Minis geführt. Aufgrund der vergleichbaren Geschwindigkeit sowie der schmalen Kreisfahrbahn sei ein Überholen der Radfahrer durch Autos nicht zu befürchten, stellt eine Untersuchung des NRW-Verkehrsministeriums aus dem Jahr 1999 fest.

Im großen Kreisel stehen für Radfahrer in der Regel eigene Radwege zur Verfügung. In Ausnahmen (unter anderem am Westbahnhof) führt der Radweg auf die Fahrbahn. Zu höheren Unfallzahlen, wie vielfach befürchtet, hat das nicht geführt. Einen wichtigen Beitrag zum Rückgang der Unfallzahlen mit Kindern in Krefeld leisteten auch die zahlreichen baulichen Maßnahmen (seit 1999 knapp 400) im örtlichen Straßennetz. Dazu gehören neben den „Minis“ und Kalotten auch Aufpflasterungen und Fahrbahnverengungen.

Insgesamt stellten die Stadt Krefeld und das Land in den vergangenen 15 Jahren rund drei Millionen Euro für „Fairkehr“ bereit. Hartmut Könner, Leiter des Fachbereichs Tiefbau und des Arbeitskreises „Fairkehr“, hat die baulichen Änderungen in den vergangenen Jahren veranlasst. „Dies ist ein wichtiger Bestandteil des Programms zur Reduzierung der Kinderunfallzahlen.“

Könner verweist auf die Erfolge. Seit 1999 hat sich die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern in der Stadt mehr als halbiert (von 185 auf 85). Nicht zuletzt die Ruhruni Bochum hat das in der wissenschaftlichen Begleitung der Initiative bestätigt. „Umso wichtiger ist es, in den Anstrengungen nicht nachzulassen, denn die Sicherheitskonzeption für die Kinder ist eine dauerhafte Aufgabe“, betont Könner.