Denkmalschutz Das Marienheim steht finanziell vor dem Aus
Nur ein Sponsor oder eine Stiftung können helfen — oder der Denkmalschutz.
Krefeld. Der Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde St. Johann Baptist befindet sich in einem finanziellen Dilemma. Seit August ist das alte Marienheim am Johannesplatz aus Brandschutzgründen geschlossen, weil das Geld für die dringende Sanierung der Elektrik fehlt. Noch immer sind die Kosten nicht ermittelt, weil man warten will, bis das Atelier der Freien Akademie Rhein-Ruhr ausgezogen ist, was in den nächsten Tagen geschehen soll. Pfarrer Frank Michael Mertens, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Krefeld-Süd und Vorsitzender des Kirchenvorstands, rechnet mit einem sechsstelligen Betrag für eine Komplettsanierung unter Brandschutzbedingungen.
Die Krux ist, dass vom Bistum kein Geld zu erwarten ist. Das alte Marienheim hat es nicht auf die Liste zu fördernder Gebäude geschafft. „Wenn sich nicht überraschend ein Sponsor findet, droht die Schließung“, sagt Mertens, sieht aber noch einen Hoffnungsschimmer. Die zuständige Behörde erwäge, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen. Dann könnten eventuell Mittel für die Sanierung der Elektrik fließen. „Erst, wenn wir uns einen Überblick über die Kostensituation verschafft haben, wird eine Entscheidung fallen“, will Mertens Schritt für Schritt vorgehen.
Um das Brandrisiko zu minimieren, habe man das Marienheim bis auf den Verbleib der Künstler in der zweiten Etage für alle anderen Nutzer geschlossen. Das Atelier lagere dort allein etwa 3000 Kunstwerke, für die zuerst an anderer Stelle Platz geschaffen werden müsse. Veit Johannes Stratmann, Gründer und Leiter der Künstlerakademie an der Vennfelder Straße, schafft derzeit dafür die Voraussetzungen an eigenen Standorten in Krefeld und Düsseldorf. „Die Schließung des Marienheims ist tragisch und schade für alle“, bedauert er die Situation.
„Unsere Künstler haben sich dort sehr wohl gefühlt. Schließlich steht im Marienheim unser komplettes Lebenswerk“, sagt Stratmann. Fünf Jahre lang habe es eine „wunderbare Zusammenarbeit“ gegeben.
Stratmann ist dankbar, dass die Akademie dort bisher für einen günstigen Mietzins untergekommen ist. Im Gegenzug hätten die Künstler beim Renovieren Hand angelegt und einige Prozent vom Verkauf der Kunstwerke gespendet. „Wir alle hoffen, dass es für die Gemeinde St. Johann und das bemerkenswerte ehrenamtliche Engagement in dem historischen Gebäude weitergeht“, sagt er und versichert, gerne wieder zurückzukommen.
Darauf hofft auch Mertens. Die wichtigsten Aufgaben des Marienheims wurden notgedrungen neu organisiert. „So findet die Sonntagsküche für Bedürftige jetzt in der Johanneskirche statt“, berichtet er. Sonntags gibt es Mittagessen, von Dienstag bis Samstag Frühstück. Die Sprachkurse für Flüchtlinge wurden ins Gemeindeheim St. Martin verlegt. Wo sich jetzt die Fan-Gruppe des KFC Uerdingen trifft, weiß Mertens nicht. „Es ist für alle ein Spagat.“