Die Post rüstet für den Pakete-Ansturm auf

Der Boom im Online-Handel macht es möglich: Die Kapazitäten werden ab April erhöht.

Krefeld. Vor einigen Jahren hätte niemand mehr auch nur einen Pfifferling um den Versandhandel gegeben. Jetzt boomt die Branche dank Online-Handel und die Post profitiert davon. Ab nächsten Monat wird im Postfrachtzentrum an der Anrather Straße umgebaut, um die Kapazitäten zu erhöhen. „Insgesamt investiert die Post bundesweit 750 Millionen Euro, um die 33 Zentren aufzurüsten und im Rhein-Main-Gebiet ein 34. zu errichten“, sagt der Niederlassungsleiter der Region Rainer Ludwigs.

Amazon, Zalando, Ebay und Co. machen es möglich: Wurden 2009 in Krefeld zu Spitzenzeiten wie Weihnachten rund 300 000 Pakete pro Tag bearbeitet, sind es heute ungefähr so viele an einem normalen Tag, erläutert der Leiter des Postfrachtzentrums Krefeld, Thomas Riedl. Und man rechnet mit noch mehr: „Derzeit macht der Online-Handel nur rund acht Prozent des Einzelhandels aus“, sagt Postsprecherin Britta Töllner. „Berechnungen gehen von einer Steigerung auf 16 Prozent in den nächsten zehn Jahren aus — eventuell sogar noch mehr.“

Dann sei auch nicht mehr auszuschließen, dass das Gebäude in Fichtenhain erweitert wird, so Ludwig. Doch zunächst einmal wird innerhalb der Mauern aufgerüstet. Immerhin ist die Halle schon jetzt rund 300 Meter lang und knapp 130 Meter breit.

Zentrale Einrichtung sind die beiden Förderbänder, die sich durch die komplette Halle schlängeln und die codierten Sendungen automatisch an die richtigen Auslieferungsstationen transportieren. Die sollen verlängert werden, so dass zwei zusätzliche Ableitungen entstehen. Eventuell wird es auch zusätzliche Tore für die Lkw geben. Ein weiterer Schritt ist die Optimierung der Software. „Ziel des Umbaus ist, den Durchsatz von 20 000 Sendungen pro Stunde auf 28 000 zu erhöhen“, sagt Riedl.

Los geht es im April, fertig will man im September sein, um auf den Weihnachtsansturm vorbereitet zu sein. Die Erweiterung bedeutet auch mehr Mitarbeiter am Standort Krefeld. Derzeit sind es 280. Anfang des Jahres sind bereits 20 hinzugekommen — eine Reihe der Weihnachtsaushilfskräfte hat einen festen Job erhalten.

Denn trotz aller Automatisierung erfolgt das Be- und Entladen der Lkw noch von Menschenhand. Auch nicht vollständig adressierte oder sperrige Pakete werden an der Anrather Straße noch per Hand sortiert.

Krefeld gilt schon jetzt unter den bundesweit 33 Postfrachtzentren als das größte. Das liegt einerseits an der Lage im Ballungsraum und der Nähe zu den Benelux-Staaten, aber auch an den großen Kunden. Amazon sitzt in Rheinberg, Zalando baut in Mönchengladbach ein großes Auslieferungslager und geht derzeit von einem sechsstelligen Sendungs-Volumen pro Monat aus. Wenn die Post auch hier ihren durchschnittlichen 40-Prozent-Marktanteil sichert, spricht man vielleicht doch in zwei bis drei Jahren von einem Ausbau der großen Halle.