Dieselstraße: Wohnen bei elf Grad Celsius

Im Haus an der Dieselstraße 30 mussten Mieter länger als eine Woche ohne eine Heizung zurechtkommen.

Krefeld. Bei klirrender Kälte eine Woche lang ohne Heizung in der eigenen Wohnung ausharren müssen. Dieses Horrorszenario hat Silvia Opacsiti aus dem Haus Nummer 30 an der Dieselstraße gerade durchlebt.

Lediglich elf Grad zeigte ihr Thermometer vom 2. Februar bis Samstag an. „In den vier Wochen vorher funktionierte auch nur die Heizung im Wohnzimmer. Bad, Schlaf- und Kinderzimmer waren kalt“, beschreibt die 32-Jährige das Erlebte.

Von der Servicehotline der Hausverwaltung Deutsche Annington (DA) sei sie mit dem Hinweis abgespeist worden, man kümmere sich um das Problem. „Geschehen ist nichts“, sagt die Mutter der siebenjährigen Charleen. Ein Kinderarzt hatte bei dem Mädchen Anfang der Woche eine Bronchitis diagnostiziert — die Sorge der Mutter wandelt sich in Wut.

So wie den Opacsitis erging es auch vielen anderen Mietern in dem mehrgeschossigen Gebäudekomplex — und nicht zum ersten Mal, wie Nachbarn bestätigen. Direkten Kontakt zur DA über die Servicehotline hinaus hatte niemand der Betroffenen.

Weil die junge Frau sich Sorgen über die Gesundheit ihres Kindes macht, bleibt sie hartnäckig: Immer wieder ruft sie an, nachdem zahlreiche Versuche der von der Verwaltung geschickten Handwerker keinen Erfolg bringen. Eine Hausbegehung mit den Frierenden und den Technikern wird angesetzt. Man will versuchen, die Ursache ausfindig zu machen — die Deutsche Annigton entsendet niemanden.

„Da fühlt man sich im Stich gelassen und wie ein Bettler“, sagt Opacsiti. Sie ruft wieder die Hotline an und droht mit der fristlosen Kündigung. „Dazu hätte ich gar nicht das Recht, wurde mir gesagt.“

Die junge Mutter ist verunsichert, kennt sich nicht gut im Mietrecht aus und harrt mit dem von der DA gestellten Heizlüfter und eigenen Geräten in der trotzdem kühlen Wohnung aus.

„Als die Heizung vier Tage nach dem angekündigten Termin noch immer nicht lief, habe ich einen Anwalt eingeschaltet“, berichtet Silvia Opacsiti. Am Donnerstagabend dann wieder Besuch von Handwerkern: Der defekte Wärmetauscher wird aufwendig ersetzt — um 21 Uhr strahlen die Heizkörper in Opacsitis Wohnung auf einmal wieder Wärme ab.

„Die momentanen Witterungsbedingungen treiben viele Heizsysteme bis an die Grenze der Belastbarkeit“, schildert Jürgen Frech, Sprecher der Deutschen Annington, das Problem. Dies erkläre auch, warum alles so lange gedauert habe.

Gegenüber der WZ verweist er auch darauf, mit dem Verteilen von Heizlüftern schnell und richtig reagiert zu haben. „Die Stromkosten dafür übernehmen wir natürlich“, versichert Frech. Man nehme die Mietersorgen ernst.

Silvia Opacsiti ist das zu wenig. Sie will für sich und ihre Tochter eine neue Wohnung suchen, fristlos kündigen und die DA dafür notfalls auch verklagen.