Dignidad-Arzt H.: Ich war nie „Außenminister“

H. schreibt der WZ. Freie Volksmission ist involviert.

Krefeld. „Versöhnung. Vergebung. Gnade und Heil“. Das seien die Maxime der „Freien Volksmission Krefeld“. Damit begründet deren Kopf, Prediger Ewald Frank, 78, sein Engagement für den ehemaligen Arzt der früheren sektenähnlichen „Colonia Dignidad“ in Chile. Vom Faxgerät der Volksmission (Am Herbertzhof) ging die erste von letztlich drei Stellungnahmen des Dr. H. (66) am Freitagabend an die WZ heraus.

H., der in Chile zu einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch von Kindern verurteilt wurde, sich vor Strafantritt nach Deutschland absetzte und inzwischen wegen weiterer Verbrechensvorwürfe von der chilenischen Justiz gesucht wird, setzt sich gegen die Vorwürfe zur Wehr.

Nie sei er „Außenminister“ der Sekte gewesen (so hat ihn einst der „Spiegel“ genannt), und über „beträchtliche Mittel“ verfüge er auch nicht. Die meiste Zeit seines Lebens habe er, wie andere Mitarbeiter Dignidads auch, „unentgeltlich gearbeitet“.

Zum Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen nach dem Militärputsch von 1973 in Chile auf dem Gelände der „Kolonie der Würde“ bis 1976 könne er nur sagen, dass er seine Arbeit dort erst 1978 aufgenommen habe.

H. lässt an dem Richter, der derzeit die Vergangenheit der „Colonia Dignidad“ aufrollt und der den Arzt ausgeliefert haben möchte, kein gutes Haar. Dieser „Sonderrichter“ sei eine „Figur, die aus einer mehr als hundert Jahre alten Strafgesetzordnung stammt und an inquisitorische Zeiten erinnert“.

So ganz unmaßgeblich dürfte H. Während der „deutschen Aufbauleistung“ bei der „Colonia Dignidad“ nicht gewesen sein: Während eines internatinalen Chirurgentages im November 1986 in Santiago lud H. die deutsche Delegation zu einem Ausflug nach Dignidad ein.

Den Transport besorgte des Diktators Militär nach einem Bericht der „Lateinamerika-Nachrichten“ in einem Hubschrauber. Bereits damals war die Siedlung schwer in Verruf geraten, ein kritischer Film („La Colonia“) bereits in den Kinos.

Mit ihrem künftigen Nachbarn tun sich die inzwischen informierten Wohnstätten-Mieter am Weidenbruchweg in Linn schwer: Sie möchten ihn nicht. Thomas Siegert, Vorstand der Stadttochter: „Wir haben aber keine Handhabe, den Mietvertrag zu kündigen.“ Jedenfalls solange, wie es keine Ermittlungen in Deutschland gegen H. gibt.

Derweil fordert die „Linke“ in Berlin vom Bundestag Aufklärung über die Verstrickungen der Kolonie mit dem Pinochet-Regime, Geheimdiensten und deutschen Politikern. Die Krefelder Partei attackiert die „Freie Volksmission“, deren Chef Ewald Frank seit seiner Ankunft am 18. Oktober 2005 in Chile 2005 ein Einreiseverbot für das südamerikanische Land hat.

Der weltweit tätige Prediger Frank wurde von drei Kriminalpolizisten in Empfang genommen. Sie hätten ihm erklärt: „Sie haben wohl ein Problem mit Ihrer Botschaft und mit der Kirche.“