Schule Direktor des Uerdinger Gymnasiums: Nach 38 Jahren ist jetzt Schluss
Was machen Schüler mit ihrem Direktor, der in den Ruhestand gehen möchte? Sie schicken ihn einfach aufs Dach.
Krefeld. Zwar wird Horst Obdenbusch erst mit dem Beginn der Sommerferien, nach 38 Jahren im Schuldienst, in den Ruhestand gehen, doch bereits am Mittwoch bekam er von Kollegen und Schülern Schulverbot. „Die wollten wohl eine Überraschung für meine Verabschiedung vorbereiten“, vermutet der Direktor des Uerdinger Gymnasiums Fabritianum und schmunzelt.
„Dabei haben sie mich schon sprachlos gemacht. Ich musste — von einem Kollegen begleitet — mit Scheuklappen aufs Flachdach steigen und an den Rand treten“, erzählt er. „Unten standen rund 300 Schüler in Fabritz-blauen T-Shirts und bildeten ein ,F‘. Ein Transparent war mit drei Smileys versehen, von denen einer einen Schnurrbart trug. Da herum standen die Kollegen und alle winkten.“
Obdenbusch kennt die Schule aus beiden Richtungen: „Als Schüler habe ich sie vor gefühlten 100 Jahren neun Jahre lang besucht. 18 Jahre war ich hier Schulleiter — und ich war es gerne.“ Die Zeiten hätten sich geändert, sagt der Pädagoge mit einem Lächeln. „Damals blieben in einigen Klassen der Mittelstufe, als wir Jungs pubertierten, sechs bis acht Schüler sitzen. Heute ist das die Rate der gesamten Schule.“ Auch in seiner Amtszeit hat sich an diesem Gymnasium, das den bilingualen Schwerpunkt hatte, viel verändert. „Es entstanden viele gute Ideen im Team. Ich glaube, als guter Chef muss man die Fähigkeit haben, gut hören und sehen zu können, um die guten Vorschläge herauszufiltern. Nicht ,ich‘ habe gemacht, sondern ,wir‘. Es war eine Herausforderung. Schule muss sich ständig neu erfinden. Das ,Gut Bildung‘ muss man transportieren, damit die Schüler kommen.“
Horst Obdenbusch
Das Fabritianum wurde Mint-freundliche Schule, also mit den Schwerpunkten Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. „Wir mussten den naturwissenschaftlich begabten Schülern etwas bieten. Ein Glücksfall waren die beiden neuen engagierten Kolleginnen. Plötzlich wollten alle an ,Jugend forscht‘ teilnehmen.“ Die Schule wurde Mitglied im Bund der deutschen Vivarien, die der Aufzucht dienen.
Durch wiederum engagierte neue Kollegen wurde der Musikbereich ausgebaut, dabei sind neue Impulse gesetzt worden. „Wir haben beispielsweise einen guten Chor und eine tolle Blechbläser Big-Band.“ Den frühzeitig an die Schule berufenen Sozialpädagogen und seine präventive Arbeit schließlich bezeichnet Obdenbusch als „goldene Lösung“. Dafür hätten die Kollegen ohne Zögern auf eine Lehrerstelle verzichtet und Überstunden gemacht. Es wurde eine „Respekt-Kultur“ aufgebaut. „Jeder Schüler, der hier beginnt, muss sie unterschreiben. Darin steht, was wir wollen und was nicht.“