Fischeln Doris Nottebohm: "Der Frustrationsfaktor ist hoch"

Doris Nottebohm über Entscheidungswege und die geringe Macht der Bezirke.

Doris Nottebohm ist Bezirksvorsteherin in Fischeln.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

WZ: Frau Nottebohm, das Jahr 2015 ist vorbei, und die Fischelner warten immer noch auf die Sanierung der Kölner Straße.

Doris Nottebohm: Ja, und nicht nur das. Seit über 30 Jahren fordern wir ein barrierefreies Fischelner Rathaus. Da redet man einfach vor eine Wand. Das gibt es immer noch genauso wenig wie ein Nutzungskonzept für das Gebäude. Ich muss sagen, der Frustrationsfaktor ist zurzeit sehr hoch.

Die Bezirksvertretung hat zuletzt demonstrativ in der ehemaligen Bücherei im Erdgeschoss statt im Ratssaal getagt.

Nottebohm: Ja, weil der Raum leichter zu erreichen ist, für jemanden, der nur eingeschränkt mobil ist. Es war auch eine kleine Provokation, um den Raum wieder in Erinnerung zu rufen. Man könnte ihn nutzen: Ein bisschen Farbe und ein neuer Boden sind kein Riesenaufwand.

Was soll denn überhaupt mit dem Rathaus geschehen?

Nottebohm: Auf jeden Fall sollten die Bezirksverwaltungsstelle und die Polizei dort erhalten bleiben. Im Erdgeschoss waren früher einmal die Sparkasse und danach die Bücherei. Es ist also möglich, den sensiblen Bereich des Rathauses und eine private Nutzung zu verbinden.

Wenn Sie den Stillstand beklagen: Wird Fischeln Ihrer Meinung nach vernachlässigt?

Nottebohm: Ja, das sieht so aus. Wir sind der einwohnerstärkste Stadtteil, und bei uns muss man einen ganz, ganz langen Atmen haben. Ich bin froh, dass wir so viele engagierte Vereine vor Ort haben, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Angesichts dessen ist es fast lächerlich, dass die Bezirksvertretungen so wenig Eigenmittel haben, mit denen beispielsweise solch ein Engagement unterstützt und gewürdigt werden kann.

Was wünschen Sie sich für dieses Jahr?

Nottebohm: Vor allem, dass die Beschlüsse der Bezirksvertretung mehr Gehör finden.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?

Nottebohm: Beispielsweise in der Schulpolitik: Immer mehr Kinder ziehen nach Fischeln, aber das Schulkonzept im Stadtteil ist nicht zukunftsorientiert.

Fischeln soll laut Stadtplanung nicht nur im Südwesten, sondern auch im Osten wachsen.

Nottebohm: Ja. Dass diese Bebauung am Bruch weiterhin vorgesehen ist, macht mich persönlich betroffen. Unter anderen würde man Bodenschätze zerstören, auf die man bei Ausgrabungen gestoßen ist und die unwiederbringlich sind.

Um noch einmal auf die Kölner Straße zurückzukommen: 2014 gingen Sie davon aus, dass die Sanierung 2015 beginnt.

Nottebohm: Ja, und jetzt erfahren wir, dass es bisher nicht einmal einen Fördermittelbescheid gibt. Die Situation ist unklar, auch weil man nicht weiß, wo die ÖPNV-Haltestellen hinkommen. Eigentlich hätte der Planungsausschuss das ja bis zum 31. Dezember entscheiden müssen. Ich habe Sorge, dass wir den Ausbau der Haltestellen und die Sanierung des Straßenbelags zwischen Rathaus und Eichhornstraße nicht zeitgleich hinbekommen.

Was steht außer diesem Dauerthema 2016 auf der Agenda für die Fischelner?

Nottebohm: Es gibt viele Details, die man verbessern kann. Beispielsweise Fahrradständer vor der Sparkasse montieren, vor der Post und vor dem Clemens-Markt. Auch die Sanierung des Fußwegs an der Hafelsstraße nur entlang des Rathausgartens ist unvollständig, und an vielen Stellen im Ort ist die Situation für die Radfahrer unbefriedigend. Deshalb führen die Bezirksvertreter zusammen mit der Verwaltung regelmäßige Verkehrsschauen in Fischeln durch. Leider werden unsere Vorschläge nicht immer umgesetzt. Da hätte mehr passieren müssen. Außerdem ist der Bedarf an seniorengerechten, bezahlbaren Wohnungen in Fischeln hoch. Darum müssen wir uns kümmern.

Was war denn 2015 ein Erfolg?

Nottebohm: Es ist toll, dass es durch die Initiative des Fischelner Werberings jetzt im Zentrum überall Freifunk gibt — auch wenn das Rathaus leider ausgespart wird.

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