Karneval Dreimal Heil und Humpen auf die Creinvelter
Die Karnevalsgesellschaft feiert ihr 90-jähriges Bestehen mit einer Show für den guten Zweck.
Krefeld. Schwungvoll, frech und heimatverbunden. Das ist und bleibt Creinvelt — vor allem im Jubiläumsjahr. „Ja leck mech enne Täsch! Creinvelt wörd 90“ ist die Sitzung überschrieben, als könnten es die sanges- und spielfreudigen Herren selbst kaum glauben. Sie schenken dem Premieren-Publikum eine klasse kabarett-karnevalistische Show ganz in Heimarbeit, überhaupt nicht bieder und für den guten Zweck.
Mit 90 stellt sich die Gesellschaft jünger auf. Fünf Spouljonges stehen in den Startlöchern. Also dann: „Dreimal Heil und Humpen“ auf die Creinvelter, die einst von drei Arndt-Absolventen gegründet wurden. Vom jünger aufstellen ist der bestens aufgelegte Georg Rupp als Sitzungspräsident weit entfernt: „Die Maskenbildnerin hat gesagt: ,Nun bin ich 90‘. Ich musste dran glauben“. Er trägt Knickerbocker, Kollektion 1927, und sieht aus, als hätte er gerade an der „Feuerzangenbowle“ teilgenommen. Rupp erklärt im Hinblick aufs Programm: „Kunst ist schön, macht nur viel Arbeit.“ Die Pink Propellers, sieben A-cappella-Sänger, bieten zum Sitzungsstart „In der Bar zum Krokodil“ der Comedian Hormonists aus dem Jahr 1927 und die Musiker des TV Jahn Bockum spielen „Happy Birthday“. Das Publikum stimmt ein. Es ist nicht das letzte Mal, dass sich dieser „Chor“ Gehör verschafft. Es herrscht gute Laune pur und der Geburtstag zieht sich durchs gesamte Programm.
Ein Hoch an die Maske, die nicht nur beim Präsidenten klasse Arbeit leistet. Charly Nießen kommt als Minnesänger im Ritteroutfit, blonder Pagenfrisur und findet selbst „wie von Playmobil“. Sofort kommt von den Besuchern: „Du hast die Haare schön.“ Nießen animiert zum Mitsingen: „Linner Burg hat uns mit dem Flachsmarkt, schon so lang all’ Freud’ gemacht . . .“
Als Berufsjugendlicher grüßt Dieter Lorenzen und erzählt vom „Charme der Midlife Crises“, also der Zeit „von gepflegt aussehen bis gepflegt werden“. Lorenzen guckt jeden Morgen nach, ob er schon einen Zettel am dicken Zeh trägt. Außerdem: „Es ist nichts mehr mit Superstar. Jetzt heißt es Grüner Star und die Happy Hour ist gleichbedeutend mit Mittagsschläfchen.“ Kommentar des Präsidenten: „Vernünftig ist wie tot, nur vorher.“
Dann steigt Meister Ponzelar vom Südwall-Sockel. Er hat die Village People, pardon: „Die billig People“, dabei, die ihren Vorbildern als Cowboy, Indianer und homosexuellem Biker so ähnlich sehen. Statt „YMCA“ singen sie: „Sei bei Creinvelt dabei.“ Die Besucher fordern eine Zugabe: „Oh, wie ist das schön.“
Dann geht es ums Verjüngen im Jubiläumsjahr. „So tritt der traditionelle Webstuhl im neuen Logo der Creinvelter als Wasserzeichen in den Hintergrund“, berichtet Vorsitzender Wilhelm Havermann. „Dafür hat sich die Spottdrossel im Bühnenbild oben auf seinen hölzernen Streben häuslich eingerichtet. Im Verbund von Tradition und Moderne, von Heimat und Weltoffenheit.“
Sitzungspräsident Georg Rupp ergänzt: „Die Spottdrossel fliegt in unser Leben und schaut über den Tellerrand. Sie weist uns den Weg, hellwach und bissig zu bleiben. Unsere (Sing-) Stimme zu erheben. Für Krefeld und seine Menschen.“
Und zum Schluss feiern Akteure und Publikum noch mit Bierchen und viel guter Laune den 90. Geburtstag bis in die Morgenstunden.