Zwei Jahre als Ideengeber Eäte.Drenke.Danze und Co. in Krefeld: Wie "Krieewel erleäwe" die City belebt

Krefeld · Das Kollektiv „Krieewel erleäwe“ hat sich in zwei Jahren zu einem Symbol dafür entwickelt, dass in Krefeld längst nicht alles so schlecht ist, wie es häufig beschrieben wird. Eine Bilanz.

Lea Wolf und Jonas Eiker aus dem Vorstand von „Krieewel erleäwe“.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Zeit zum Durchschnaufen. Die gibt es jetzt, nach der erfolgreichen sechsten Ausgabe des Spätmarkts „Eäte.Drenke.Danze“ auf dem Westwall für die Mitstreiter von „Krieewel erleäwe“. Aus der Initiative ist ein Verein geworden und ein Symbol dafür, dass in Krefeld längst nicht alles so schlecht ist, wie es häufig beschrieben wird.

Mit ihren Projekten wie den Spätmärkten „Eäte.Drenke.Danze“, der Kneipentour „Eäte.Drenke.Lope“ und der Reihe „Stadtgespräch“ haben sich die Vereinsmitglieder Gehör verschafft – nicht nur beim jungen Publikum. Sie haben gezeigt, dass sie willens sind, selbst anzupacken, auch wenn „unser eigentliches Ziel zu Beginn eher war, Dinge anzuschieben und Impulse zu setzen“, blickt Jonas Eiker aus dem Vorstand zurück. Dieses Ziel bestehe weiterhin, allerdings sind gerade die Spätmärkte so gut angenommen worden, dass der inzwischen gegründete Verein wohl auch im kommenden Jahr wieder zum Veranstalter werden wird. „Dagegen können wir uns nicht wehren“, sagt Vorstandskollegin Lea Wolf und lacht. Und wehren wollen sich die rund 20 aktiven Mitglieder des Vereins auch gar nicht, schließlich geht es ihnen auch darum, der Stadt wieder zu einer positiveren Wahrnehmung zu verhelfen.

Trotzdem macht sich der fünfköpfige Vorstand Gedanken darüber, wie die Veranstaltungen mit bis zu 10 000 Besuchern auch finanziell stemmbar bleiben können. Wohl ab Oktober wird es Fördermitgliedschaften geben, die für Privatpersonen 30 Euro pro Jahr kosten, für Unternehmen 300. Geld, das benötigt wird. Denn die Kosten seien seit der Premiere des Spätmarktes auf dem Corneliusplatz exorbitant gestiegen. Zum einen, weil die bespielten Plätze immer größer werden und mehr Material – Kabel und Leitungen – benötigt werden, zum anderen, weil auch die Sicherheitsanforderungen immer höher werden. „Beim ersten Spätmarkt wollten wir eine symbolische Standgebühr von 47 Euro erheben, weil wir nichts Kommerzielles aus der Veranstaltung machen wollten“, blickt Lea Wolf zurück. „Wenn wir nur die 47 Euro verlangt hätten, wären wir alle insolvent“, ergänzt Eiker und zählt unter anderem die Kosten für zehn Techniker und das Sicherheitspersonal bei der jüngsten Spätmarkt-Ausgabe auf dem Westwall auf. Sponsoren hätten maßgeblich dazu beigetragen, dass die Veranstaltung hat stattfinden können. Und auch die Kooperation mit dem Stadtmarketing, die den Spätmarkt kurzerhand zum Auftakt des FestiWalls erkoren hat, loben Eiker und Wolf. Beide Seiten profitierten voneinander, um am Ende das Ziel einer besseren Außendarstellung Krefelds zu erreichen. „Am meisten aber profitieren unsere Besucher davon“, ist sich Lea Wolf sicher.

Spätmärkte soll es auch im nächsten Jahr wieder geben und vielleicht das eine oder andere neue Format. Ideen gebe es genug, sagt Eiker. Das Potenzial sei vorhanden, man sei noch nicht am Ende der Entwicklung angelangt. Und trotzdem stehe man an der Schwelle, wo das Ehrenamt an seine Grenzen stößt – „zumindest während der Veranstaltungszeit“.

Der Spätmarkt an der Fabrik Heeder ist sehr gut angenommen worden.

Foto: Simon Erath

Ideen für neue Formate
gibt es schon

Der Verein hinter „EDD“ hat gelernt, dass längere Pausen zwischen den einzelnen Veranstaltungen sinnvoll sind, um frische Energie zu tanken, den Wünschen der Besucher gerecht zu werden, die sich nicht nur während der Veranstaltungen, sondern auch davor und danach vielfach über die Sozialen Netzwerke oder per E-Mail an den Verein wenden. Dankbar sind dessen Mitglieder über den Zuspruch und die Resonanz ganz allgemein, mit der auch eine Verantwortung einhergeht, derer sich Wolf und Eiker durchaus bewusst sind. „Wir spielen in der Wahrnehmung der Menschen in Krefeld eine Rolle. Wenn wir etwas veröffentlichen, werden wir gehört“, hat Eiker festgestellt.

Vor zwei Jahren, damals frisch gestartet, fing alles mit einem Instagram-Post mit Ideen zur möglichen Nachnutzung der Kaufhof-Filiale am Neumarkt an. In der Folge wurden die Mitglieder um Jonas Eiker und Co. von Krefeld Business auch in gewisse Prozesse der Taskforce zur Nachnutzung der markanten Immobilie in der Innenstadt eingebunden. Inzwischen gibt es mit dem möglichen Umzug der Volkshochschule eine Lösung, mit der auch „Krieewel erleäwe“ sehr gut leben kann. Seine Zustimmung hat der Verein ebenfalls auch Instagram öffentlich gemacht, um ein deutliches Signal zu setzen, dass dort schnell gehandelt und nicht zu viel diskutiert werden soll.

Apropos schnell: Für den Anschluss an den jüngsten Spätmarkt hatte „EDD“ kurzerhand die Clubnacht wiederbelebt und eine Stadtwette mit Oberbürgermeister Frank Meyer ins Leben gerufen. Dieser habe über seinen Instagram-Account schnell zugesagt, was Eiker und seine Mitstreiter verständlicherweise als Wertschätzung sehen. Einzig: Die Stadtwette haben sie knapp verloren. Es kamen mit 1841 Besuchern weniger als die 2000 erhofften in die drei Clubs. Trotzdem sind die beiden mit dem Ergebnis zufrieden, weil man die Clubszene beleben konnte.

Und mit dem Wetteinsatz kann der Verein auch leben: Auf dem nächsten Weihnachtsmarkt einen Tag Waffeln backen für den guten Zweck. Wohin der Erlös gehen wird, ist noch unklar. „Frank Meyer hat sich gewünscht, dass Kinder davon profitieren“, sagt Eiker. Dem Wunsch komme man gerne nach.