Ein bisschen mehr Rücksicht
Krefeld. Zu viel Lärm macht krank. Das ist medizinisch erwiesen. Richtig ist aber auch, dass gemeinsames Feiern mit Musik und Tanz zu den ältesten Kulturtugenden des Menschen gehört und ihn zusammen mit anderen kulturellen Fähigkeiten von niedrigeren Lebewesen abhebt.
Warum ist es dann so schwer, vernünftige Lösungen im Zusammenleben zu finden?
Und warum werden so oft Polizei und Justiz bemüht, um Interessenkonflikte zu lösen? Das liegt zum einen sicherlich an unterschiedlichen Toleranzschwellen. In vielen Fällen hat es aber auch mit mangelnder Bereitschaft zum Kompromiss zu tun. Aber von Absprachen lebt eine menschliche Gesellschaft. Schon Wilhelm Busch hat festgestellt „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“
Aber warum regt uns die Grillparty des Nachbarn mehr auf, als das Dauerrauschen von der Schnellstraße? Warum tolerieren wir die Dauerberieselung beim Einkaufsbummel, aber den Krönungsball der Schützen nicht? Ohne Musik, ohne Brauchtum würde unser soziales Leben verkümmern. Und ohne Veranstaltungen, Rummel und Geselligkeit würde die Stadt zum Dorf — dessen muss sich jeder Stadtbewohner bewusst sein. Toleranz kann man bis zu einem gewissen Maß trainieren.
Voraussetzung ist, dass sie auf Gegenseitigkeit beruht. Das bedeutet, Absprachen treffen, Kompromisse, was Uhrzeit und Lautstärke von Veranstaltungen angeht, möglichst viele Menschen in das Geschehen einbeziehen und am Ende gegenseitige Rücksichtnahme. Das alles funktioniert aber eben nur, wenn man miteinander spricht. Insofern können sich die Krefelder glücklich schätzen, dass ihre Verwaltung keine Einheitsregelung vorgibt, sondern innerhalb der ohnehin bestehenden Vorschriften über Ausnahmen verhandlungsbereit ist. Der Ruf nach Polizei und Gericht sollte deshalb die ultima ratio bleiben.