Ein Haus voller historischer Schätze

Zu 99 Prozent fertig: Der Uerdinger Heimatbund fühlt sich in neuen Räumen des Bügeleisens wohl. Das Gebäude birgt viel Interessantes.

Uerdingen. Das Bügeleisen, der neue Sitz des Uerdinger Heimatbundes, birgt wahre Schätze: In der ersten Etage sind Bilder des Eisgangs von 1891 ausgestellt. Es gibt eine Kanonenkugel von 1618. Auch die früheren Bürgermeister Peter Krahe, er amtierte von 1881 bis 1898, Bruder Andreas Krahe, 1898 bis 1901, und Friedrich Aldehoff, 1901 bis 1925, hängen nebeneinander an der Wand. Darunter stehen Zunftladen der Schmiede und Kupferschläger von 1681. Darin lag einst Geld, das die Körperschaft bei Not an ihre Mitglieder verteilte. Daneben befindet sich die wohl größte zusammenhängende Hausbücherei am Niederrhein der Familie Herbertz.

Foto: Dirk Jochamann

„Das Bügeleisen erfuhr in den vergangenen Tagen seine Bauabnahme und ist nun zu 99 Prozent fertig“, sagt der Vorsitzende Elmar Jakubowski. Es erstrahlt außen und innen in neuem Glanz und bietet seinen Besuchern jetzt einen lebendigen Gang durch die Geschichte in Wort und Bild. Zwei Jahre haben die emsigen Mitglieder das heruntergekommene Haus, das einst eine Gaststätte beherbergte, mit Hilfe einiger Firmen saniert. Die Unterstützung ist unbezahlbar“, findet er.

Das Haus selbst ist eine Rarität, ein markantes Gebäude mit einer originellen Architektur. „Das Bügeleisen besteht aus zwei Häusern — beziehungsweise Häuschen — aus verschiedenen Zeitepochen. Das ist heute noch an der Tatsache ersichtlich, dass die Fensterbänke des Obergeschosses rechts höher liegen als auf der linken Seite. Ein Teil des heutigen Hauses wurde 1880 errichtet, der andere stammt aus der Zeit davor“, erklärt Jakubowski.

Das denkmalgeschützte 150 Quadratmeter große Bügeleisenhaus erhielt den Namen aufgrund des kegelförmigen Grundrisses. Als die Mitglieder des Heimatbundes mit der Sanierung begannen, stand das Haus seit einigen Jahren leer. „Fenster und Dach waren damals in Ordnung“, erinnert sich der Vorsitzende. „Innen sah es aber noch sehr nach Gaststätte aus.“

Zwar stand die hölzerne Theke noch, dafür hingen Kabel aus allen Ecken, die Wände waren teilweise ohne Putz, Wasser lief ins Haus, die Heizkörper waren geplatzt und die Holzteile mehrfach und an einigen Stellen — wie an den Handläufen der Treppe — knallrot gestrichen. „Wir haben bei der Renovierung genug unerwartete Abenteuer erlebt.“ Vom damals schlechten Zustand ist jetzt allerdings nichts mehr zu sehen. Am langen Tisch im Erdgeschoss, das auch Vereine gegen Spende — beispielsweise für ihre Versammlungen — belegen können, ist der Kaffeetisch gedeckt. „Ohne das Dutzend tatkräftiger Leute hätten wir es nicht geschafft“, ist Jakubowski sicher. „Rosi und Dieter Rehbein erhalten jetzt den Rheinlandtaler für ihr Engagement.“

Im Bügeleisen werden das Archiv zur Stadtgeschichte Uerdingens, der Firmen- und Verwaltungsgeschichte samt Urkunden und eben die Bücherei der Familie von Peter Martin Ignatz Herbertz gehütet. „Letztere stammt aus der Zeit um 1800 und beinhaltet rund 1000 Bände aus den Themen Religion, Philosophie, Technik, Physik und Literatur-Klassiker“, weiß Reinhold Deutzmann, ein engagiertes Mitglied des Heimatbundes.

„Wir haben sechs Wochen lang jeden Ledereinband beim Umzug aus dem Brempter Hof hierher gefettet.“ Dann holt er ein wertvolles Stück vorsichtig aus der Vitrine. Es ist ein gläserner Becher von 1723 vom Magistrat, also dem Bürgermeister der Stadt Uerdingen.

Den aktiven Mitgliedern wird nicht langweilig. In einem Karton lagern unter anderem noch 1000 unsortierte Feldpostkarten, es gibt also noch genug zu tun. „Außerdem pflegen und erhalten die Vereinsmitglieder nicht nur die Geschichte, sondern halten sie auch auf einem aktuellen Stand“, erläutert Jakubowski.