Auswanderer Von Krefeld nach Manila
Krefeld · WZ-Leser Klaus Schöll lebt seit vier Jahren auf den Philippinen.
Wenn WZ-Leser Klaus Schöll morgens wissen möchte, wie das Wetter für den Tag wird, ruft er die Seite vier der E-Paper-Ausgabe auf und schaut in die Spalte ganz rechts, wo die Temperaturen für die Länder der Welt aufgeführt sind. Etwa in der Mitte wird er fündig: Manila, 30 Grad und sonnig. Denn: Seit vier Jahren lebt der gebürtige Krefelder in der philippinischen Hauptstadt. Seiner Tageszeitung ist er auch in seiner neuen, 10 000 Kilometer entfernten Heimat treu geblieben.
Bis zu seinem 64. Lebensjahr hat Schöll in Krefeld gelebt und gearbeitet. Abitur auf dem Arndt-Gymnasium, erste Anstellung bei Kleinewefers, späterer Wechsel zu einer Krupp-Nachfolgefirma. Als passionierte Segler verbringen Schöll und seine erste Frau, die er 1976 in Krefeld heiratet, ihre Freizeit gerne auf ihrem Boot in Roermond. „20 Jahre lang haben wir von April bis Oktober jedes Wochenende auf unserem Segelboot verbracht“, so Schöll. „Außerdem waren wir jeden Sommer für vier Wochen auf der Ostsee segeln.“ Als es seiner Frau gesundheitlich nicht gut geht, kündigt er seinen Job und kümmert sich um sie. 2013 stirbt sie an den Folgen ihrer Krankheit. „Nach dem Tod meiner Frau habe ich nicht etwa das Einhandsegeln begonnen, sondern bin auf Kreuzfahrten gegangen und habe mich schippern lassen“, so Schöll.
Seine Touren führen ihn durch die Nordsee bis ans Nordkap und die Ostsee bis nach St. Petersburg. Auf den Kreuzfahrtschiffen MS Albatros und MS Artania geht es für Schöll außerdem drei Mal auf Winterweltreise. „Auf meiner letzten Kreuzfahrt im März 2016 habe ich in Manila meine heutige Frau persönlich kennengelernt“, erzählt Schöll. „Mit ihr hatte ich vorher sieben Monate übers Internet korrespondiert“, erzählt Schöll. Die beiden verlieben sich und Schölls neue Heimat wird Manila. „2018 habe ich meine Verbindungen nach Deutschland ganz gekappt und meinen Hausrat per Container nach Manila verschifft“, so der 69-Jährige.
Im selben Jahr heiratet er seine zweite Frau Ruth Paraggua Schöll, genannt Dolly. „Wie hier in Manila üblich, habe ich in eine große Familie geheiratet. Meine Frau hat zehn Geschwister, die alle verheiratet sind, insgesamt elf Kinder und bereits Enkel haben. Ich habe hier ein Haus, ein Auto und einen Motorroller gekauft und habe mich gut eingelebt“. Nur die Temperaturen von durchschnittlich 32 Grad Celsius machen ihm ein wenig zu schaffen. „Hier auf dem 14. nördlichen Breitengrad kennt man keinen Winter“, so Klaus Schöll. „Deswegen sind die Wasserleitungen oberirdisch verlegt und man kann mit dem Wasser aus der Leitung duschen ohne es vorher aufwärmen zu müssen.“
Auch wenn seine Verbindungen zu Krefeld nicht mehr bestehen: Was in seiner Heimatstadt passiert, interessiert den 69-Jährigen noch immer. „Da wir hier Deutschland sechs Stunden voraus sind, kann ich morgens schon um sechs Uhr die Westdeutsche Zeitung lesen, was ich täglich nahezu vollständig mache“, erzählt Schöll. Ein kleiner Spaß ist dabei für ihn, zu schauen, ob die Tageszeitung aus Deutschland auch die richtige Tagestemperatur aus Manila abdruckt.