Ein Sprint durch die „Harnröhre“
Die Händler sind mit der neuen Überquerung zufrieden – nicht aber mit den kurzen Grünphasen und der dreckigen Unterführung.
Krefeld. Zwei junge Männer sprinten über die St.-Anton-Straße. Die Passantin mittleren Alters schafft es nur bis zur Hälfte. Dann springt die Fußgänger-Ampel am Ostwall/Höhe Theaterplatz schon auf Rot. Seit Mitte April sind die drei neuen Überwege am Ostwall/St.-Anton-Straße in Betrieb. Und sie werden zunehmend genutzt. "Wir sind sehr zufrieden mit dem ebenerdigen Übergang", sagt Guido Kanters vom gleichnamigen Sanitätshaus am Dampfmühlenweg. Nur die Grünphasen für Fußgänger könnten optimaler geschaltet sein.
Die Einzelhändler zwischen St.-Anton-Straße und Dampfmühlenweg hatten sich vehement für diese neue Lichtanlage eingesetzt. Seitdem die restlichen Rolltreppen zur Unterführung vom Tüv wegen fehlender Betriebssicherheit vor knapp zwei Jahren stillgelegt wurden, war die nördliche Ostwall-Seite vom Besucherstrom fast abgeschnitten. "Das haben wir auch bei den Umsätzen deutlich gespürt", erinnert sich Werner Wüstenberg vom gleichnamigen Pelzgeschäft. Deshalb zeigt auch er sich sehr zufrieden mit der neuen Anbindung - trotz der langen Wartezeiten. "Darauf hatte uns die Stadtverwaltung vorher hingewiesen."
"Dieser Knotenpunkt ist schon immer sehr kritisch gewesen", erklärt Hartmut Könner, Leiter des Tiefbauamtes. Fast 50 000 Autos und 16 Nahverkehrslinien (14 Bus- und zwei Bahnlinien) passieren nach seinen Angaben täglich den Knotenpunkt. In diese Verkehrsströme noch Fußgänger einzubinden, sei im Hinblick auf die Ampelschaltung eine logistische Herausforderung.
Bei einer Minimalschaltung von 15 Sekunden Grün für die Fußgänger zwischen Theaterplatz und Horten (rund 18 Meter, 1,2 Meter pro Sekunde) habe das bereits für die Kraftfahrzeuge erhebliche Auswirkungen. Deshalb gebe es für die Autos auch schon mal zwei Grünphasen hintereinander, wenn Busse oder Bahnen in die Kreuzung einfahren.
"Da es der Wille aller gewesen ist, die Fußgänger an die Oberfläche zu holen, muss an dieser Stelle die ein oder andere Wartezeit in Kauf genommen werden", erklärt Könner. 150 000 Euro hat die Stadt sich die Umgestaltung kosten lassen, einschließlich der Unterstützung eines Ingenieurbüros für die komplizierte Programmierung der Ampeln.
Deshalb beruhigt er auch Fußgänger, die beim Umspringen der Lichtanlage einen Teil der Strecke bei Rot überqueren müssen. "Es sind eine Schutzzeit für Passanten sowie Brems- und Anfahrtzeiten der Autos eingerechnet - vergleichbar mit dem Gelbsignal der Ampeln in Düsseldorf." Eine Umrüstung auf diese Drei-Licht-Masten wäre für Krefeld zu teuer geworden. Dazu hätten alle 240Ampeln umgerüstet werden müssen. Außerdem gäbe das die Straßenverkehrsordnung nicht her. "Die Düsseldorfer sind in Deutschland eine Ausnahme."