Schlussverkauf: Große Rabatte für knappe Mode
Die Herbst-Kollektionen warten bereits in den Lagern, Sommerware wird günstig verkauft.
Krefeld. Lange Schlangen vor den Kassen, durchwühlte Tische und mangelhafte Restware - diese Horrorvorstellung ist passé seit der offizielle Sommer- und Winterschlussverkauf zeitlich nicht mehr vorgeschrieben ist und Rabatte ganzjährig gegeben werden können.
Beim Gang über die Rheinstraße stechen Schildchen in Signalfarben schon länger ins Auge: 20, 30 oder gar 50 Prozent verspricht ein Modegeschäft für junge Leute. Eine Marken-Bluse gibt es für 9,95 anstatt für 29,95 Euro und im nächsten Geschäft scheint die Zeit für gerade mal gürtelbreite Jeans-Röcke abgelaufen zu sein: 14,95 Euro prangt am roten Schildchen. Bis zu 70 Prozent sind die Waren reduziert.
Ein Stückchen weiter in einem Schuhgeschäft auf der Hochstraße sind Ballerinas für 15 Euro zu bekommen, Flip-Flops sogar für 9 Euro. Oftmals werden laut Etikettierung an der Kasse nochmals Prozente von der bereits reduzierten Ware abgezogen.
Männer kommen nicht ganz so günstig davon: Ein Marken-Poloshirt gibt es auf der Königstraße für 40 anstatt für 80 Euro und Herren-Leder-Sneaker auf der Hochstraße für 39,95 anstatt für 79,95 Euro. "Sale" ist das Zauberwort, es drängt sich den Flanierenden auf - es zu ignorieren ist kaum möglich, zumal es auf rotem, pink- oder orangefarbenen Untergrund prangt.
Ein Modegeschäft für Kinder auf der Königstraße baut Druck auf: Die Reduzierung auf Sommerware gilt nur bis Ende Juli. Viele erreicht diese Botschaft nicht, denn bei häufigen Schauern ist am Tag des SSV-Beginns die Laune bei vielen nicht danach, durch die Gassen zu schlendern.
Markus Ottersbach, Geschäftsführer des Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes Krefeld-Kempen-Viersen, bestätigt, dass saisonale Schlussverkäufe ihre einstige Bedeutung verloren haben: "Nun haben die Einzelhändler die Möglichkeit, außerhalb der Schlussverkaufszeiten, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen."Aber die Schlussverkäufe seien dennoch eine gute Gelegenheit für die Kunden, Schnäppchen zu machen.
Das Modehaus Greve hält den saisonalen Schlussverkauf in Ehren, obwohl andere Einzelhändler einen anderen Rhythmus haben. Hanns-Joseph Greve sieht den Schlussverkauf als zeitgemäß an. Das Modehaus empfinde keinerlei Zugzwang durch frühe Rabatte anderer: "Wenn das Sortiment im Griff ist, gibt es auch keinen Warendruck." Er gehe mit viel Freude und Niveau auf den Schlussverkauf zu, ohne Preiskampf. "Es geht um gute Mode, und die steht nicht im Widerspruch zum Schlussverkauf", sagt der Geschäftsführer, der gerade auf der Modemesse CPD in Düsseldorf ist.
Er betont, dass es bei Greve keine pauschalen Rabatte gibt - jedes Teil werde neu im Preis definiert. "Es ist ein tägliches Spiel, die Preise zu finden", sagt Greve. Bei ihm und wenigen anderen sucht man vergebens nach roten Schildern oder dem Wort "Sale".
Greve konzentriert sich nun auf die Saison Frühjahr-Sommer 2011, die gerade Thema auf der CPD ist: "Ich habe in der Scharnierzeit stets drei Saisons im Blick und switche von Sommerschlussverkauf zur Herbst- und zur Frühjahrssaison".