Opferhilfe: Die Zeit allein heilt nicht alle Wunden
Die Telefonseelsorge und das Zentrum für Psychotraumatologie bieten Betroffenen ein offenes Ohr und Unterstützung an.
Krefeld. Ein Katastrophe wie bei der Loveparade brennt sich bei den Beteiligten in die Seele ein. Das wissen Bernhard Dodier und Dr. Robert Bering nur zu genau. Der Leiter der Krefelder Telefonseelsorge sowie der Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH hören zu und helfen, damit traumatisierte Menschen zur Normalität zurückkehren können.
Da das in Essen eingerichtete Notfalltelefon bei dem Ansturm völlig überlastet ist, bieten beide an, auch ihre Notrufnummern bei Bedarf zu wählen. "Im Gespräch ist schnell zu spüren, ob derjenige es selber schaffen wird, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten, oder ob er dabei gezielt Unterstützung braucht", sagt Dodier.
Ein Großteil der Menschen, die ein traumatisches Erlebnis hatten, kehren nach einiger Zeit zur Normalität zurück. Für die anderen gibt es zahlreiche Helfer, von der Notfallseelsorge über die Krisenhilfe bis hin zum Zentrum für Psychotraumatologie. Eine Liste mit entsprechenden Namen liegt bei der Telefonseelsorge (0800/1110-111 oder -222) vor.
Dodier rät Opfern, Beobachtern, Hilfskräften ebenso wie erschütterten Angehörigen, das Erlebte der Familie oder Freunden "mit-zu-teilen". Im Sinne von: "Geteilter Schmerz ist halber Schmerz." Und auch das Weinen darüber zuzulassen.
"Vor allem für Männer ist das Zulassen von Gefühlen immer noch ein Tabu, dabei hilft es und tut demjenigen gut", erklärt der Psychologe. Auch helfe es, die enormen Stresshormone im Körper durch sportliche Aktivitäten abzubauen und sich Gutes wie Beruhigung oder Erholung zu gönnen. Dann würden die möglichen Symptome des Traumas nach wenigen Tagen abklingen.
Während ein Großteil der Besucher ein solches Ereignis selber verarbeite, hat Bering die im Blick, die auch nach ein paar Wochen nicht zur Normalität zurückkehren können. "Auch die, die in ihrer eigenen Not über Menschen am Boden ’rüber getrampelt sind." Über die Notrufnummer 334-7227 kann er Hilfe vermitteln. Seit neuestem auch über ein neues Institut, dass für alle Standorte der Alexianer-Brüdergemeinschaft zuständig ist.