Ein zauberhafter Blick hinter die Kulissen

175 Eisläufer treten beim Weihnachtsmärchen on Ice in der Rheinlandhalle auf. Dafür wird bereits seit April geprobt.

Foto: Andreas Bischof

Den ersten Samstag nach Ostern hat sich Gaby Braas rot im Kalender angestrichen. Es geht wieder los. An der Horkesgath entlang, durch einen kleinen Waldweg, rein in die gute Stube. Die Tür zur Halle geht auf und Braas weiß, was zu tun ist. Ran an die Arbeit. Die 37-jährige ist einer der vielen Köpfe hinter dem Weihnachtsmärchen on Ice, das der Eissportverein in Krefeld alle zwei Jahre ausrichtet.

Foto: Andreas Bischof

Die Aufführung hat Tradition und existiert fast so lange wie der Verein selber, der im kommenden Jahr 40-jähriges Jubiläum feiert. Von April bis Oktober schufteten die unzähligen Helfer von morgens bis abends. Das Ergebnis ist beeindruckend. Ein kurzer Blick in die Lagerhalle lässt das schon erahnen. Am Freitag wird es bei der ersten Aufführung in der Rheinlandhalle dann auch endlich in ganzer Pracht zu sehen sein.

Mit dem ersten Schritt in der Halle steuert Gaby Braas gleich eine kleine Tür an. An ihr kleben vier DIN A4 Blätter auf der die geplanten Kulissen aufgemalt sind. „So fängt es in der Regel an“, sagt sie und meint damit die ersten Planungen fürs Weihnachtsmärchen. In diesem Jahr fiel die Wahl auf eine Inszenierung zu fernen Sternen und Planeten, getreu dem Motto „Tanz auf dem Regenbogen“. Ausgangspunkt wird die malerische Kulisse der Stadt Venedig sein, um sich Inspiration zu holen, mussten Braas und ihr Team aber gar nicht so weit fahren, wie sie erklärt: „Es wird sehr farbenfroh. Die einzelnen Planeten haben natürlich unterschiedliche Farben und Stimmungen. Für die Mondburg haben wir uns die Linner Burg zur Vorlage genommen.“

Zusammen mit ihrer Partnerin Svenja Wagner und anderen Helfern wurde so aus einer Idee Realität. Von April bis Oktober gehörte jeder Samstag ganz dem Wintermärchen. Fünf bis sieben Stunden kommen pro Tag gut und gerne zusammen — freiwillig und außerhalb jeglicher Arbeitszeit. Per Leinwand wurden die einzelnen Teilstücke der Kulisse auf die auszumalenden Wände projiziert. Mit viel Feingefühl und Genauigkeit bemalten die Helfer die vier mal sechs Meter großen Wände, bis am Ende alle 69 Einzelteile fertig waren. Doch mit dem Bau der Kulisse ist es längst noch nicht getan.

Als Gaby Braas gerade die Tür zur Lagerhalle aufschließt, ist sie noch ein wenig in Eile, schließlich war sie zuvor noch bei den Proben auf dem Eis. Zusammen mit Wagner ist sie neben der Inszenierung auch für die Regie zuständig und für die 175 Eisläufer, die an dem Märchen teilnehmen ging es ebenfalls schon im April los. Nach Trockenübungen in der Turnhalle durften die Sportler nach den Sommerferien dann auch aufs Eis, seitdem wird geprobt ohne Ende.

Erstmals in der Geschichte des Weihnachtsmärchens laufen in diesem Jahr auch Sportler des Schlittschuhclubs Krefeld (SCK) mit. Aufgrund der Problematik der Eiszeiten schlossen sich beide Vereine zusammen. Nach Wochen der Vorbereitung kann die Aufführung jetzt gar nicht schnell genug kommen. Die Vorfreude auf das Highlight des Jahres ist groß. „Das ist für alle immer etwas ganz Besonderes. Vor so vielen Zuschauern läuft man in Wettkämpfen einfach nicht und dann kommen noch die Kostüme hinzu“, so Braas.

560 Kostüme werden für das Märchen gebraucht, jeder Läufer hat mindestens zwei. Die Hauptdarsteller müssen sich gar fünf Mal während der Show umziehen. „Wir haben einen Umziehplan und einen Schminkplan. Ohne genaue Planung funktioniert es sonst nicht.“ Rechnet man die Accessoires hinzu, kommt man auf insgesamt 5000 Utensilien, die während der Show benutzt werden. Am Mittwoch wird das Bühnenbild dann per LKW zur Rheinlandhalle befördert, Donnerstag folgt die Generalprobe, bevor es am Freitag dann endlich losgeht.

Nach dem Wochenende kommen Kostüme und Kulissen übrigens wieder zurück in die Halle, wo sie sicher verstaut und nicht angerührt werden. Bis Mitte April 2019, denn dann geht es wieder los.