Eine außergewöhnliche Hochzeitsreise

2015 heiraten Kenan Janat und Rem Hajjar in Aleppo, einen Monat später kommen sie in Deutschland an.

Foto: Dirk Jochmann

Wer seine Eltern oder Großeltern nach ihren Flitterwochen fragt, etwa anlässlich der Silbernen oder Goldenen Hochzeit, der erntet in den allermeisten Fällen strahlende Augen. Von romantischen Tagen wird dann berichtet, die man niemals vergessen werde. Und dabei ist es gleich, ob die Hochzeitsreise in die Eifel oder auf die Malediven ging.

Ganz anders war es bei Kenan Janat und seiner Frau Reem Hajjar. Die beiden Syrer, er ist 28, sie 21 Jahre alt, lernten sich beim Studium in Aleppo kennen. Er befasste sich mit Grafikdesign, sie wollte Architektin werden. Als die Lage in der umkämpften Stadt immer unerträglicher wurde, sollte Kenan, das jüngste von vier Kindern, auf Geheiß seiner Familie die Flucht ergreifen. Aber, das stand für ihn fest, nicht ohne Reem.

Martin Cremers vom Flüchtlingshilfeverein „Helfende Hände“

Am 17. September 2015 heiratete das Paar in Aleppo und brach fast unmittelbar danach in Richtung Deutschland auf. Ihre Flucht über die berüchtigte Mittelmeerroute endete zunächst am 3. Oktober in Bayreuth. Nach den Stationen Dortmund und Münster leben sie heute mit Flüchtlingsstatus in Krefeld, wo sie bereits viermal umgezogen sind. Inzwischen haben sie in der Nähe der Hochschule Niederrhein eine Wohnung gefunden.

Ihr Hauptziel ist es, möglichst schnell „richtig“ in Deutschland anzukommen. Dabei steht die Sprache für sie an erster Stelle. „Man muss Deutsch sprechen, um es zu lernen“, sagt die 21-Jährige. Noch gestaltet sich eine Verständigung recht schwierig. Nach Angaben des Vereins „Helfende Hände“, der sich in der Stadt um Flüchtlinge kümmert, versuchten viele Syrer geradezu verzweifelt nach Kontakten zu Deutschen. Zugleich wollten sie niemandem aus ihrer Sicht „zur Last fallen“. Ein Teufelskreis, den wohl nur das aktive Ansprechen durch Einheimische durchbrechen kann. So wie es beispielsweise Martin Cremers vom Flüchtlingshilfeverein tut.

Er lernte das junge Paar kurz nach dessen Ankunft in der Uerdinger Moschee kennen und ist seitdem ein Ansprechpartner für Kenan Janat und Reem Hajja. „Da steht der Krieg plötzlich mitten in einem Krefelder Wohnzimmer“, sagt er über die zum Teil sehr persönlichen Begegnungen mit den Flüchtlingen.

Das Paar aus Aleppo plant seine Zukunft in Deutschland. Kenan Janat denkt über den Weg zum Dentaltechniker nach. Und seine aus einer Akademikerfamilie stammende Frau hält an ihrem Berufswunsch Architektin fest, will also das Studium fortsetzen. Momentan absolviert sie ein zweiwöchiges Praktikum in einem Kindergarten. Auch wenn es mit dem Schlüssel zum Erfolg, der Sprache, derzeit noch etwas hakt, hat Martin Cremers diesbezüglich keinerlei Bedenken. „Ich habe neulich sogar mal mit den beiden gescherzt, dass sie in zwei bis drei Jahren die ersten Syrer sein werden, die ,Krieewelsch Platt’ beherrschen.“