Die Vielfalt des Glaubens
Die Partnerstädte Krefeld und Venlo zeigen ein Ausstellungsprojekt, das der Frage nachgeht: „Wie sind die Religionen entstanden und sich begegnet?“
Die Krefelder sind tolerant. „Die Vielgestaltigkeit der Religionen gab zwar Anlass zu Streitigkeiten, war aber eine gute Übung in bürgerlicher Gemeinschaft“, sagt Olaf Richter, Leiter des Krefelder Stadtarchivs, über die Entwicklung der Religionen seit der Reformation. Mit einem Ausstellungsprojekt, in einem Städtevergleich mit Venlo, wird der Frage nachgegangen: „Wie sind die Religionen entstanden und sich begegnet?“ Dazu wurden in beiden Städten monatelange Forschungen betrieben, seit vor einem Jahr Olaf Richter den Anstoß gab. In Venlo arbeitete Ragdy van de Hoek daran, in Krefeld war Christina Schulte die Bearbeiterin.
„In Einheit leben — in Vielfalt glauben“ heißt das Ausstellungsprojekt, für das 50 000 Euro aus Euregio-Mitteln bereitgestellt wurden. In Venlo werden die Tafeln mit den erarbeiteten Texten und Abbildungen im Gemeentearchief ausgestellt, in Krefeld sind die 14 Exponate im Rathausfoyer zu sehen. Beide Archive arbeiten seit 40 Jahren zusammen, die Städte sind seit 54 Jahren verpartnert. Die religiöse Entwicklung seit der Reformation verlief unterschiedlich. „Krefeld war in einer Insellage, hier konnte man glauben, was man wollte“, sagt Christina Schulte.
Während in anderen Städten die Landesherren streng ihre mitunter öfter wechselnden Konfessionen als verbindlich durchsetzten, waren in Krefeld die politischen und territorialen Rahmenbedingungen so, dass hier aus religiösen Gründen Vertriebene Zuflucht fanden. Protestanten siedelten sich an, vor allem die Mennoniten verhalfen der Stadt zu wirtschaftlichem Wachstum. Sie setzten geschäftlichen Erfolg mit Gott gefallen gleich, ihnen verdankt Krefeld den Aufschwung der Textilindustrie. Und manche Wohltat, denn große Spenden aus diesen Kreisen gingen an die Stadt zur Förderung karitativer Einrichtungen und zum Aufbau einer lebenswerten Stadt. Noch heute gibt es hier etwa 300 Mitglieder der Mennoniten-Gemeinde, das nur 30 Kilometer entfernte Venlo blieb immer katholisch geprägt, dort gehören 90 Prozent der Einwohner zum Katholizismus.
Originale Quellen aus der Zeit seit der Reformation konnten nicht für die Ausstellung verwendet werden. Dafür sind die zwei Meter hohen Tafeln aber mit gut lesbaren Texten und anschaulichen Abbildungen versehen. Von der „Religion im späten Mittelalter“ über die „Reformation“ und „Fluchtpunkt Krefeld“, von der „Praktizierten Toleranz“ und später „Von der Trennung zur Ökumene“ reichen die Themen. Am Ende steht die Zusammenfassung: „Krefeld — Venlo: Eine Bilanz.“ Schließlich, so sagt es Olaf Richter: „Die Ausstellung ist nicht rein historisch zu betrachten, wir wollen auch Brücken schlagen zur Aktualität.“ Außerdem gibt es eine Broschüre mit 65 Seiten, die kostenlos abgegeben wird und die vertiefende Informationen bereitstellt.