Ophelders begeistert in „Der Kontrabass“
In dem Ein-Personen-Stück von Patrick Süskind hält der Krefelder Schauspieler frustrierte Monologe als Orchestermusiker.
Im Verhältnis zu seiner Größe führt er im Orchester eher ein Schattendasein. Denn solistische Glanzauftritte gibt es beim Kontrabass nicht. Der Erfolgsautor Patrick Süskind („Das Parfüm“) widmete dem Instrument bereits 1981 ein eigenes Theaterstück. Seitdem ist „Der Kontrabass“ immer wieder auf den Spielplänen der Theater zu finden. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass das Ein-Personen-Stück vor allem eine tolle Rolle für einen Schauspieler bietet.
Fast zwei Stunden monologisiert er als frustrierter Orchestermusiker über sein Leben und seine Hassliebe zu seinem Instrument. Für das Krefelder Theater schlüpfte Michael Ophelders in diese Rolle, Premiere war jetzt in der Fabrik Heeder.
Michael Ophelders in seiner Rolle als frustrierter Orchestermusiker in „Das Kontrabass“.
Wenige Requisiten kennzeichnen die Welt des Musikers. Neben seinem Instrument, dem Notenständer und seiner Arbeitskleidung, dem Frack, gehört ein großer Kühlschrank dazu. Diesen befüllt er zu Anfang randvoll mit Bierflaschen. Sein offensichtliches Alkoholproblem erklärt er immer wieder mit erhöhtem Flüssigkeitsbedarf nach dem Musizieren.
Von Beginn an spricht der Musiker das Publikum an. Der Text verknüpft kunstvoll die Themen miteinander, aus denen sich schnell ein genaueres Bild der Situation ergibt. Der Mann ist Mitte fünfzig, einsam und von seinem Job als Orchestermusiker frustriert.
Er ist aussichtslos in eine junge Mezzosopranistin verliebt, hat eine Abneigung gegen die Musik Richard Wagners und ist seinem Instrument in einer Art Hassliebe verbunden. „Der Kontrabass ist mehr ein Hindernis als ein Instrument“, stellt er fest.
Es ist eine etwas mit Klischees behaftete Lebenssituation, die Süskind da entwirft, doch sie bietet einem Schauspieler mit ihrem Wechselbad an Gefühlen alle Möglichkeiten. Michael Ophelders kostet diese Facetten auch wunderbar aus. Von Beginn an hat er das überwiegend weibliche Publikum im Griff. Charmant geht er auf Reaktionen und Zwischenbemerkungen ein, zeigt den Frust ebenso glaubhaft, wie den Kummer über ein verpfuschtes Leben.
Souverän überspielt er dabei die Klischees, die in der Rolle stecken und zeichnet stattdessen ein einfühlsames Porträt eines Menschen, der sich noch nicht ganz mit seiner tristen Situation abfinden möchte. Ob er am Schluss, wenn er zur nächsten Vorstellung aufbricht, wirklich den Befreiungsschlag wagen wird oder doch wieder nur ein paar Flaschen Bier trinkt, lässt das Stück offen. Ophelders spielt die Figur so, dass man ihm eine Veränderung zutrauen würde. Die Sympathien des Publikums hatte er jedenfalls den ganzen Abend auf seiner Seite. Am Ende gab es viel Applaus und stehende Ovationen.