Dynamischer Start bei Move!
Höchstleistung boten die Tänzer von BackBone mit „Built For It“.
Krefeld. Tanz nicht als ästhetische Angelegenheit, sondern als Ausdrucksform, die bis an die körperlichen Grenzen geht, das erlebt man bei Move!. Zum 16. Mal startete jetzt das 1994 gegründete Tanzfestival in der Fabrik Heeder mit einer fulminanten Vorstellung der Compagnie BackBone. Dass der zeitgenössische Tanz in Krefeld auf eine viel längere Tradition zurückblicken kann, daran erinnerte Jürgen Sauerland-Freer, Leiter des Kulturbüros, in der Eröffnungsrede.
Bereits 1957 gab es eine erste internationale Sommerakademie, die sich schnell zu einer Plattform für neue Tanzkunst entwickelte. 170 Tänzer nahmen daran teil, neben künstlerischen Aspekten ging es von Anfang an auch um die sozialen Bedingungen für Berufstänzer. 1961 wanderte die Akademie dann nach Köln, wo sie bis zum Jahr 2000 bestand. Der Geist des damaligen Aufbruchs habe sich, so Sauerland-Freer, bis in die heutige Zeit erhalten.
Dass Move! sich als erfolgreiches und niveauvolles Festival etabliert hat, ist auch den Förderern zu verdanken. Hildegard Kaluza vom NRW-Kultusministerium lobte die Heeder als „sehr schönen Ort“ und dankte der Stadt und ihren Bürgern für die Unterstützung: „Kultur wird in Krefeld hochgehalten!“ Hans-Joachim Wagner von der Kunststiftung NRW hob hervor, dass Move! als „künstlerisch herausragendes Festival“ nicht von Kuratoren einseitig dominiert wird, sondern auf Vielfalt setzt. Darüber hinaus sei Tanz eine Ausdrucksform, die über enge nationale Grenzen hinausgehe.
In diesem Jahr zeigt Move! als Schwerpunkt Arbeiten aus den Niederlanden. So auch am Eröffnungsabend, wo sich nach den Begrüßungsreden eine knapp einstündige Performance der Compagnie BackBone aus Amsterdam anschloss. Sieben Tänzer, vier Männer und drei Frauen, hat Choreografin Alida Dors in dem Stück „Built For It“ vereint, das vom Rhythmus und der Kraft des Hip-Hop bestimmt wird.
Der raue Charakter, der bewusst auf alles Schöne verzichtet, zeigt sich bereits in skurrilen Kostümen. Die Tänzer sind in üppige Ganzkörperanzüge gesteckt, die ihre Figuren bewusst verunstalten. Darüber tragen sie geknotete Hemden und schwarze Unterhosen, die Haare sind verhüllt. Im Gegensatz zu dieser unförmigen Erscheinung steht die Dynamik, mit der sie von der ersten Minute an zu verschiedenen Rhythmen agieren. Am Anfang ist es sehr tänzerisch, wie auf einer Showbühne lächeln sie die Zuschauer an und bewegen sich fast elegant zu wiegenden Rhythmen. Die Sequenz wiederholt sich am Schluss.
Dazwischen werden Ton und Tanz aggressiver. Die menschliche Stimme in Form kurzer Schreilaute kommt als Element dazu. Innerhalb der Gruppe ergeben sich immer wieder Auseinandersetzung, einzelne lösen sich aus der Gruppe, die in den Rhythmen wie gefangen erscheint.
Gegen Ende machen die Tänzer bis auf einen ihre Oberkörper frei. Doch diese Befreiung wird nicht komplett vollzogen und durch das Herabhängen der Stoffe entstehen weitere Hindernisse. Nur an einer Stelle, als alle in einer Reihe stehen und sich umarmen, entsteht für einen Moment so etwas wie körperliche Nähe.
Die Kraft und Dynamik faszinieren, wenn auch gegen Ende Längen auftreten. Für den körperlichen Hochleistungssport feiert das Publikum die Akteure mit kräftigem Applaus. Weitere Termine unter: TANZwebkrefeld.de