Eine Idylle mit Problemzonen
Der Bürgerverein Linn ist stolz auf seinen beschaulichen Stadtteil, macht sich aber auch Sorgen wegen des Lärm- und Naturschutzes.
Linn. Das muss man dem Linner Bürgerverein lassen: Er kann wohl eine der schönsten Kulissen ganz Krefelds für sein Wappen beanspruchen. Entsprechend selbstbewusst stellt sich der Vorstand des Vereins um seine Vorsitzende Ursula Giebels auch auf der Wiese neben dem sonnengelben Jagdschloss fürs Foto auf — und strahlt mit diesem um die Wette. Im Hintergrund: Linns ganzer Stolz, die mittelalterliche Burg.
Der beschauliche Stadtteil mit seinem historischen Stadtkern, dem Kopfsteinpflaster und den bunt angemalten Häuschen hat schon eine besondere Atmosphäre. Idyllisch, möchte der flüchtige Besucher vielleicht sagen, auch wenn das abgedroschen klingt.
Zumal: Es ist nicht alles nur schön in Linn. Kleinere Probleme fangen erst beim Kopfsteinpflaster an. „Das wurde in den 80er Jahren gemacht“, erzählt Philip Weimann, Geschäftsführer des Bürgervereins, um den historischen Stadtkern auch mehr als solchen wahrzunehmen. „Jetzt wird für die neuen Hausanschlüsse alles wieder aufgerissen, aber anschließend nicht wieder ordentlich zugemacht“, ergänzt Ursula Giebels und zeigt auf eine lose Stolperfalle mitten auf der Straße. „Das ist gefährlich.“ Für ältere Menschen mit Rollator ebenso wie für Radfahrer.
Krefeld
hautnah
Linns größte Baustelle ist aber nicht das Kopfsteinpflaster. Da sind der bevorstehende Ausbau der Autobahn 57 und die Hafen-Nordanbindung auf der einen — auf der anderen Seite der Eiserne Rhein und: Linn liegt in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens. Das kann man auch in der Vorburg deutlich hören. „Wir sind hier eingekesselt“, sagt Weimann. „Lärmschutz ist unser großes Thema. Da kämpfen wir auch auf Bundesebene.“ Darum, dass die A 57, die dreispurig ausgebaut werden soll, entsprechende Lärmschutzwände bekommt. „Momentan gibt es Lärmschutz von der Ossumer Straße bis zur Höhe des Linner Bahnhofs für die zweispurige Autobahn“, skizziert Carmen Pelmter vom Vorstand.
Der Bürgerverein wünscht sich daher entsprechenden Lärmschutz von der Raststätte Geismühle bis zur Anschlussstelle Krefeld-Mitte. „Momentan hört er in Oppum auf und fängt bei Uerdingen wieder an“, ärgert sich Weimann. „Vor der Landtagswahl haben sich alle Politiker dafür eingesetzt, dass der Lärmschutz wie gewünscht kommt.“ Nach der Wahl sei es wieder still geworden. „Wir sind gespannt“, formuliert er die Erwartungen.
Wichtigste Aufgabe des Bürgervereins sei es, den Linnern eine Stimme zu geben, die gehört wird, glaubt Vorsitzende Ursula Giebels. Dazu gehört es auch, mal unbequem und direkt zu werden: „Die Stadt schmückt sich gerne mit der Burg. Aber sonst spielt Linn keine Rolle.“ Vorstandsmitglied Robert Strumpen findet für seine Enttäuschung deutliche Worte. „Man hat häufig das Gefühl, dass Linn vergessen wird“, sagt er. „Wir wünschen uns mehr Mitspracherecht“, fasst Giebels den Wunsch an die Stadt zusammen.
Ursula Giebels, Vorsitzende Bürgerverein Linn, über die Südanbindung zur Erschließung des Hafens
Das Thema Naturschutz liegt der Bürgervereinsvorsitzenden besonders am Herzen. Da muss sie auch nicht lange überlegen, um die gute Seele des Vereins zu benennen: „Das ist Elke Pauwelen, weil sie seit 20 Jahren für den Bürgerverein die, Kruutwösch-Kräuterwanderung’ macht.“
Eine gute Vorlage, um auf eine weitere Herzensangelegenheit zu sprechen zu kommen: Naturschutz. Bei diesen Wanderungen durch das Lohbruch und das angrenzende Latumer Bruch seien nämlich immer weniger heimische Kräuter zu finden, sagt Giebels, die ein düsteres Bild für die Zukunft zeichnet: „Derzeit gibt es dort eine Bewässerungsanlage an der Autobahnanschlussstelle Oppum/Linn. Bei einem Ausbau der Autobahn würde die zurückgebaut werden. Dann trocknet das Naturschutzgebiet aus“, beschreibt sie die befürchteten Folgen.
Eine andere große Sorge des Linner Bürgervereins: die Südanbindung zur Erschließung des Hafens. Wie ihre Nachbarn in Gellep-Stratum sind auch die Mitglieder des Linner Bürgervereins ganz klar für den Ausbau der Nordanbindung. „Die Südanbindung würde das Naturschutzgebiet Latumer Bruch durchschneiden. Das will hier niemand“, betont Ursula Giebels.