Umwelt Krefelder Fahrrad-Promenade: In knapp zwei Wochen geht’s an den Start

Krefeld · Am 2. August wird das erste Teilstück zwischen der Feuerwache und Trift/Weiden eingeweiht.

Ein Teilstück der Fahrradpromenade. Im Hintergrund ist der Großmarkt zu sehen.

Foto: Jürgen Brefort

In Coronazeiten haben viele Krefelder das Radfahren für sich entdeckt. Nicht umsonst konnten sich die Fahrradgeschäfte der Stadt kaum vor dem großen Ansturm retten. Doch auch wenn die Radfahr-Laune der Krefelder gestiegen ist – an dem Zustand der Krefelder Fahrradwege hat sich nichts geändert. Nach wie vor gleichen viele eher eine Buckelpiste, nicht einer sicheren Fahrbahn.

Aber es gibt einen Lichtblick: Das große Krefelder Vorzeigeprojekt, die Krefelder Promenade, schreitet voran. Ein Teilabschnitt wird nun am 2. August eröffnet,  zwischen der Oberdießemer Straße und Weiden. Der etwa zwei Kilometer lange Radweg bietet Fahrradfahrern die Gelegenheit, mal ordentlich in die Pedale zu treten und zum Beispiel auch die Neue Feuerwache von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Allerdings ist mit dem Radfahrglück dann doch sehr abrupt Schluss:  Kurz vor der Straße Weiden endet die Promenade in einer Sackgasse. Endstation für alle Fahrradfahrer und Fußgänger. Wer doch noch weiter Richtung Linn fahren will, der muss schon „Am Verschubbahnhof“ abfahren und dann das neue Gewerbegebiet durchqueren. Frühestens 2023 könnte es an diesem toten Ende der Promenade weitergehen, dann will die Deutsche Bahn die Brücke über die Straße Weiden erneuern und es soll dort ein Kreisverkehr gebaut und eine Rampe installiert werden.

Nur eine von vielen Herausforderungen und Haken, die dieses Projekt mit sich bringt. Da vermutlich viele bei diesem Mammutprojekt den Überblick verloren haben, schauen wir uns die Krefelder Promenade noch mal genauer an.

Die Idee

Der Gedanke von einem Radschnellweg durch Krefeld ist keinesfalls neu. Tatsächlich hat man sich schon vor zwanzig Jahren mit den ersten Planungen für ein solches Projekt beschäftigt. Nicht mehr benötigte Flächen der Deutschen Bahn sollten umgewidmet und die Krefelder Bahnhöfe mit ihrem Umfeld besser in die Stadtstruktur eingebunden werden. Auch alte Bahngleise wollte man nutzen und miteinbeziehen. Zu einer Vertragsunterzeichnung mit der Deutschen Bahn kam es dann aber nicht.

Die erste Schaufel wurde dann erst im Sommer vergangenen Jahres in die Hand genommen. Ein langer Zeitraum für ein Projekt, das den Alltag und die Freizeit der Krefelder nachhaltig verändern soll. Vorbilder waren vermutlich auch die Wuppertaler Nordbahntrasse oder die Solinger Korkenzieher-Trasse.

Oberbürgermeister Frank Meyer sagte damals bei der Vorstellung des Projekts: „Der Beginn ist genau das, was ich mir unter neuer Mobilität vorstelle, er ist Sinnbild für den zukünftigen Radverkehr in Krefeld. Die Promenade verbindet Stadtteile und führt an touristischen Highlights wie der Burg Linn vorbei.“ Das heißt konkret: Der Radschnellweg soll insgesamt 16,5 Kilometer lang werden und in Zukunft Uerdingen mit Forstwald quer durch das Stadtgebiet verbinden.

Der Weg führt in weiten Teilen in Hochlage als West-Ost-Route an alten Bahnschienen vorbei und ist sowohl für Radfahrer als auch Fußgänger gedacht, die am Rand auch mal auf Bänken eine Pause machen können. Außerdem sollen entlang der Radpromenade Bäume gepflanzt werden, auch einige Parks und Spielgeräte sind geplant, die zum Verweilen und Rumtoben einladen sollen.

Die Strecke

Insgesamt soll die gesamte Promenade aus 16 Abschnitten bestehen und sich von Forstwald über Benrad, Stadtmitte, Dießem, Oppum, Linn bis Uerdingen durch Krefeld ziehen. Es wird aber noch etliche Jahre dauern, bis das alles steht und befahrbar ist. Die Strecke wird von zahlreichen Bäumen flankiert, auch Fahrradständer, Bänke und Hügelparks sind geplant.

Schwieriger wird es dann bei den Teilabschnitten, die sich durch die Innenstadt ziehen. Hier führt die Promenade planerisch teilweise über Privatgelände der Deutschen Bahn und der islamischen Gemeinde an der Gladbacher Straße  – da müssen noch einige Details geklärt werden.

Die Kosten

Die Gesamtkosten für das Projekt sind nach wie vor unklar, da jeder Teilabschnitt auch seine eigenen Herausforderungen mit sich bringt. An einigen Stellen müssen noch Grundstücke hinzugekauft werden, um die Promenade überhaupt zu realisieren. Die Stadt Krefeld kann sich aber zumindest bei der Finanzierung der ersten Teilstücke über eine Finanzspritze freuen: Aufgrund des Kommunalen Investitions-Förderungsgesetzes werden sie mit 90 Prozent gefördert. Damit verbunden ist aber auch ein gewisser Zeitdruck: Die Abschnitte müssen noch in diesem Jahr fertig werden, damit die Fördergelder nicht verfallen.

Ein Blick auf die Investitions-Summen zeigt, wie wichtig diese Förderung ist. Allein der Abschnitt zwischen der neuen Hauptfeuerwache und Trift-Weiden kostet rund drei Millionen Euro. Beim Abschnitt zwischen Kuhleshütte in Oppum und Hausbend in Linn werden ebenfalls rund drei Millionen Euro fällig.

Die Probleme

Vorfahrtregelungen, Sackgassen oder Bahnschienen. An einigen Stellen hakt es noch mit der Idee eines durchgängig befahrbaren Radwegs. Die Sackgasse an der Straße Weiden ist nicht das einzige Problem. Auch an der Maybach und Glindholzstraße gibt es einen kritischen Punkt: Hier soll die Promenade in Zukunft entlang der Straßenbahnschienen verlaufen. Diese kreuzen allerdings die Straße, eine gefährliche Stelle für alle Radfahrer, die auf der Promenade unterwegs sind. Wer auf Dauer die Vorfahrt hat, ist nicht abschließend geklärt.

Deswegen wurde in der Politik schon über eine Sperrung der beiden Straßen diskutiert. Dieser Vorschlag ist allerdings auch auf viel Gegenwind bei Anwohnern gestoßen und wurde bis zur Fertigstellung der Promenade zunächst wieder verworfen. Auch über den Vorschlag der Grünen, die Promenade über die alte Hafenbahntrasse an den Großmarkt anzubinden, wurde viel diskutiert – eine Lösung gibt es noch nicht.

Dabei wäre diese Alternative von vielen Radfahrern sicherlich gerne gesehen, die dann dort eine Pause einlegen könnten und den Großmarkt zusätzlich beleben würden. Zudem würde so auch die Radanbindung von Oppum in die Innenstadt deutlich verbessert werden, so das Argument der Grünen.

Auch der Verlauf der Radpromenade direkt am Schulhof der Gesamtschule in Oppum vorbei, bereitet vielen Eltern und auch Politikern Sorgen. Einige halten den Streckenabschnitt in diesem Bereich zu gefährlich und fürchten Unfälle.

Das Highlight

Sicherlich ist die gesamte Promenade ein Highlight für alle Krefelder, die sich gerne mit dem Fahrrad durch ihre Stadt bewegen. Das Herzstück der Promenade soll allerdings die geplante Stadtterrasse auf dem Dach des Südbahnhofs werden. Von hier haben die Besucher einen weiten Blick über das Stadtgebiet und können auf ihrer Fahrradtour eine Pause einlegen.

Der Umbau ist in vollem Gange. Hier sollen unter anderem ein Park, ein Spielplatz und eine große Bühne entstehen. Als Aufgang werden Sitz- und Treppenstufen mit Blick auf die Bühne installiert. Drumherum sollen viele verschiedene Angebote die großen und kleinen Besucher zum Verweilen und Rumtoben einladen. Dazu sind verschiedene Spiel-Inseln geplant. Außerdem sollen hier dann auch Stadtfeste stattfinden oder Veranstaltungen diverser Künstler.

Die nächsten Schritte

Stück für Stück sollen die insgesamt 16 Teilabschnitte fertiggestellt werden.  Für die nächsten Teilstücke laufen die Planungen gerade an.  Bis zum Krefelder Stadtjubiläum 2023 wird das Vorzeigeprojekt in Sachen Fahrradverkehr allerdings nicht fertig werden.  Das Projekt wird die Krefelder sicherlich noch viele Jahre beschäftigen. Nach diesem Meilenstein ist der Punkt „Verbesserung des Radverkehrs in Krefeld“ aber noch längst nicht von der Liste gestrichen. Im Raum steht die Idee, die Promenade über Radfernwege zum Beispiel auch mit den Nachbarn in Venlo oder Mönchengladbach zu verbinden.