Essen auf Rädern: Ein Konzept aus England wird zur deutschen Erfolgsstory
Von „Meals on Wheels“ zu „Essen auf Rädern“: Verein feierte das 50-Jährige im Nordbahnhof.
Krefeld. Kaum zu glauben: Eine Krefelderin brachte die Idee von „Essen auf Rädern“ nach Deutschland — und das vor nunmehr 50 Jahren. Die damalige Vorsitzende des Krefelder Vereins für Haus- und Krankenpflege, Magdalene Schwietzke, entwickelte 1961 ein Konzept zur mobilen Verpflegung Bedürftiger.
Eine Reise nach England, bei der sie „Meals on Wheels“ kennenlernte, inspirierte Magdalene Schwietzke, ein ähnliches Angebot mit ihrem Verein auch in der Heimat zu etablieren. Heute sind die verschiedenen Einrichtungen, die diesen Service anbieten, aus Deutschland nicht mehr wegzudenken.
Zwar gab es vor dem Krefelder Modell in Berlin bereits einen ähnlichen Dienst, der beschränkte sich aber auf 30 Kreuzberger Senioren und die Auslieferung per Fahrrad. Was in Krefeld mit einem Ford Taunus anfing, ist mittlerweile ein stattliches Unternehmen: Elf Mitarbeiter liefern täglich tausende warme Mahlzeiten an Alte, Kranke und finanziell Schwache aus.
Auch außerhalb der Krefelder Stadtmauern fand die Idee auf vier Rädern schnell Anklang. „Die bundesweite Verköstigung derer, die sich selbst keine warme Mahlzeit zubereiten können, hatte ihren Ursprung in unserer Stadt. Das macht dieses Jubiläum noch schöner“, erklärt der Krefelder Oberbürgermeister Gregor Kathstede bei der Feier zum 50-jährigen Bestehen am Samstag im Nordbahnhof.
Gekommen waren neben vielen Gästen und Freunden des Vereins Vertreter aus der Politik, Spendenpartner, die Vorstandsmitglieder und ein Gründungsmitglied des Vereins von 1958, Gottfried Teipel.
Um die Preise niedrig zu halten, bemüht sich der Verein um Spender. Die Sparkasse unterstützt „Essen auf Rädern“ in Krefeld seit vielen Jahren. „Anlässlich des Jubiläums haben wir ein Lieferfahrzeug gestiftet, um die Flotte aufzustocken“, sagt Lothar Birnbrich, Vize-Vorsitzender des Vorstands der Sparkasse Krefeld.
Andrea Blomen ist seit 1993 die Vorsitzende des Vereins. Die gemeinnützige Arbeit ist ihr sehr wichtig: „Das Leben hat mich immer sehr gut behandelt. Ich möchte etwas zurückgeben. Und habe auch noch Spaß an der Arbeit“, erklärt sie.
Doch was ihr Freude bereitet, sorgt gleichzeitig auch für Kopfschmerzen. Denn immer weniger junge Menschen haben Zeit und Muße, sich für das Ehrenamt zu begeistern. „Das wird in Zukunft unser größtes Problem sein, das wir bewältigen müssen“, befürchtet Andrea Blomen, und zwar nicht zuletzt wegen der ausbleibenden Zivildienstleistenden.
Dennoch bleibt sie zuversichtlich. In 50 Jahren Essen auf Rädern sei man schon öfter Herausforderungen begegnet. Nur eine Hürde hat der Verein nicht genommen: Er hätte sich den Namen schützen lassen sollen.