Krefeld Fans empfangen ihre Gold-Lisa
Vor zwölf Tagen hat Ruderin Lisa Schmidla im Doppelvierer als erste Athletin des CRC Gold geholt. Am Dienstag brachte sie die Medaille heim.
Krefeld. Es ist ihr Moment. Schon von weitem kann man Lisa Schmidla lachen sehen, als sie um 18.13 Uhr an ihrer Heimatstätte ankommt. Im Cabrio sitzt sie hoch oben auf dem Sitz, ihr Shirt trägt die Aufschrift „Germany“, um ihren Hals baumelt der Traum aller Sportler: die Goldmedaille der Olympischen Spiele von Rio 2016.
Zwölf Tage ist es her, dass die Ruderin mit dem Frauen Doppelvierer auf dem „Lagoa Rodrigo“ in Rio de Janeiro triumphiert hat. Natürlich, so richtig begreifen kann es Lisa Schmidla noch immer nicht und sagt: „Mich macht es einfach unglaublich stolz hier mit der Goldmedaille zu stehen. Nicht nur für mich und meine Familie, sondern auch für den ganzen Verein.“ Gut 150 Mitglieder waren Dienstagabend dabei, um ihre „Gold-Lisa“ gebührend zu feiern.
134 Jahre wartete der Crefelder Ruder-Club auf diesen Moment. Schmidla ist die erste in Krefeld geborene Athletin des CRC, die eine olympische Medaille mit an den Rhein nach Uerdingen bringt.
Als die 25-Jährige aus dem Auto steigt, ist die Schlange der Gratulanten lang. Jeder will ihr die Hand schütteln, sie umarmen und einen Blick auf das Edelmetall werfen. Doch das erste Foto gehört, wie soll es auch anders sein, den Eltern. Knapp drei Wochen lang haben sich Mutter, Vater und Tochter nicht gesehen. Während des Rennens saß Mutter Ann-Kathrin zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern im Weinkeller von Sportvorstand Christoph Puff. Eigentlich war es anders geplant, schließlich sollte der Doppelvierer bereits am Mittwoch auf die Strecke gehen. Starke Windböen machten den Veranstaltern damals einen Strich durch die Rechnung, sowohl in Rio als auch in Krefeld. Christoph Puff erinnert sich: „Das waren zwei schlaflose Nächte. Wir wollten es unbedingt alle zusammen schauen und hatten alles geplant, doch dann fiel das Rennen aus und wir mussten schnell umplanen.“ Am Ende ist dann doch alles gut gegangen und das gleich doppelt gesehen. „Schmidla holte Gold und alle waren mit dabei.“
Aus dem Händeschütteln kommt die 25-Jährige zuhause gar nicht mehr raus. Man sieht ihr die Strapazen der vergangenen Wochen an, hinzukommen rund 15 Stunden Flug, und noch Dienstagmittag eine Party zusammen mit den deutschen Athleten, die in der Frankfurter Innenstadt empfangen wurden. Von da aus ging’s dann mit dem Auto noch einmal drei Stunden bis in die Heimat. Und auch wenn sie so richtig nicht zur Ruhe kommt, genießt sie diesen Augenblick. „Ich habe die letzten Wochen echt gemerkt, dass ich mein Zuhause vermisse. Ich bin froh, hier zu sein“, sagt Schmidla. Was sie am meisten vermisst hat? Da muss Schmidla nicht lange überlegen: „Das Essen von Mama“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen.
Ein ganz besonderes Gold-Geschenk hatte sich der Crefelder Ruder-Club dann auch noch ausgedacht: Ein altes Ruderboot, zurechtgeschnitten, geschliffen und ausdekoriert als Medaillenschrank. „Ich hoffe, die Medaille aus Rio ist nicht die Letzte in diesem Schrank“, sagt der erste Vorsitzende des CRC, Christoph Lüke, und ruft damit unweigerlich die Frage nach der Zukunft auf den Plan.
Tokio, in vier Jahren. Die nächsten Olympischen Spiele. Ob Sie dabei ist? „Ich denke schon, dass ich weitermache“, sagt Schmidla und löst Jubel damit aus. Bis dahin dauert es noch. Ihr Journalistik-Studium steht ganz vorne auf der Agenda. Nach dem Ausschlafen natürlich. Und bis dahin bleibt ihr ein Treffen in der Mensa mit Usain Bolt, oder ein Training zusammen mit den Tennis-Stars Novak Djokovic und Rafael Nadal sicherlich als einzigartige Erinnerung im Kopf.