Krefeld Fichte-Schulleiter wusste seit Wochen vom Aus des Gymnasiums

Schüler und Lehrer hat die Nachricht von der Schließung kalt erwischt. Nach WZ-Informationen wusste Direktor Kries längst darüber Bescheid.

Die Vorwürfe gegen Direktor Andreas Kries wiegen schwer.

Foto: Archiv abi

Krefeld. Das Ende der Ära Fichte ist nur noch eine Frage der Zeit — der Schulausschuss hat die Vorbereitungen für das sukzessive Auslaufen des Innenstadt-Gymnasiums am Dienstagabend unter Protest von hunderten Lehrern, Schülern und Eltern — wenn auch mit Bedauern — beschlossen. Jetzt werden schwere Vorwürfe gegen die Fichte-Schulleitung laut. Was und vor allem seit wann wusste Andreas Kries tatsächlich, wie es um die Traditions-Schule am Westwall steht?

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Nach Informationen der WZ hat Kries, der das Gymnasium seit September 2015 leitet, bereits seit einem turnusgemäßen Gespräch zwischen Schulaufsicht, Verwaltung und den Leitungen aller acht städtischen Gymnasien sowie der Marienschule am 13. März vom Aus seiner Schule erfahren. Das belegt ein internes Gesprächsprotokoll. Besonders brisant: Kollegen, Schüler und deren Eltern hat der Fichte-Direktor offenbar zwei Wochen lang über die Zukunft der Schule im Dunkeln gelassen. Die erfuhren, so wie der Rest der Öffentlichkeit, erst am Dienstagabend vergangener Woche von der Schließung. „Uns hat die Nachricht kalt erwischt“, betont etwa Laurenz Bick vom Elternrat. Bei der Mahnwache drückt er Besuchern die frisch gedruckte Broschüre in die Hand, die fürs Fichte werben soll. „Für Deine Zukunft“ steht darauf.

Schulleiter Kries antwortet auf mehrmalige Nachfrage unserer Zeitung zu den Vorwürfen am Mittwoch kurz angebunden: „Ich möchte dazu nichts sagen.“

Laut Protokoll haben sich am 13. März alle Schulleitungen einvernehmlich mit der Schulaufsicht darauf geeinigt, „dass das Fichte-Gymnasium angesichts der Zahl von 40 Anmeldungen und der Anmeldeentwicklung der beiden Innenstadt-Gymnasien Arndt und Fichte bereits zum Schuljahr 2017/18 keine Schüler mehr aufnimmt und die 40 Anmeldungen zu anderen Schulen umgeleitet werden“. In anschließenden Gesprächen zwischen Stadt und Bezirksregierung hatte die Regierungspräsidentin das Zugeständnis gemacht, dass die 40 Fünftklässler nach den Sommerferien in zwei Eingangsklassen am Fichte eingeschult werden und das Gymnasium erst im Jahr darauf ausläuft (die WZ berichtete).

Schulleiter Kries betonte bei dem Treffen, dass er die Schließung als „Notwendigkeit schulorganisatorischer Konsequenzen anerkennt und ein zügiges Handeln und klare Entscheidungen für sinnvoller hält, als das Hinauszögern eines voraussichtlich ohnehin anstehenden Prozesses“. So steht es im Protokoll. Während Kries den Wortlaut dieser Stellungnahme in einer E-Mail vom 14. März, einen Tag nach dem Gespräch, noch bestätigte, distanzierte er sich eine Woche später davon. In der neuen Formulierung bedauert er die niedrige Zahl der Neuanmeldungen und verstehe, „dass die obere Schulaufsicht und die Stadt Krefeld dies zum Anlass nehmen könnten, Gespräche über mögliche schulorganisatorische Konsequenzen zu führen“.

Weiter weist er laut Protokoll unter anderem darauf hin, dass dies „die in den vergangenen Jahren angestoßenen Schulentwicklungsprozesse und Kooperationspartnerschaften jäh ausbremsten“. Dabei wurde Dienstag im Schulausschuss zwischen den Zeilen auch der Vorwurf laut, dass gerade der Unwille zur Zusammenarbeit der benachbarten Innenstadt-Gymnasien Fichte und Arndt ein Grund für die Misere beider Schulen sein könnte. Dort sagte Schulleiter Kries, dass Arndt und Fichte Jahr für Jahr um 80 bis 120 Kinder kämpfen müssen. „Es ist klar, dass das nicht funktioniert“, so Kries.

Jetzt habe eben die Anmeldung von nur 40 Fünftklässlern an seiner Schule Fakten geschaffen.