Kunst im öffentlichen Raum Fußgängertunnel: Lichtinstallation bald wieder in Betrieb
Das Kunstwerk von Günter Dohr befindet sich im Moment in einem provisorischen Zustand. Im Juni soll es laut Deutscher Bahn wieder voll funktionstüchtig sein.
Krefeld. Fast täglich passiert die Krefelder Künstlerin Brigitta Heidtmann den Fußgängertunnel unter den Gleisen des Krefelder Hauptbahnhofs. Dass sich dort zum Südausgang hin in den letzten Monaten etwas verändert hat, ist wahrscheinlich nicht nur ihr aufgefallen. Seit 1988 tauchte eine Installation des Künstlers Günter Dohr den Tunnel in farbiges Licht. Die WZ hat bei der Deutschen Bahn nachgefragt, warum das prägnanteste Merkmal der Installation, nämlich die farbigen Leuchtstoffröhren, deinstalliert worden sind.
„Eigentümer und zuständig für die Instandhaltung und den Betrieb der Installation ist die DB Station & Service AG, genauer das Bahnhofsmanagement Duisburg“, erklärt ein Bahnsprecher. Die farbigen Lampen der Installation seien in den vergangenen Monaten ausgefallen und durch weiße Leuchten ersetzt worden. Das sei aber lediglich „ein Provisorium, bis im Rahmen der Instandsetzung wieder der ursprüngliche Zustand hergestellt wird.“
Die Abfolge der Farben und Lampen seien für den Zweck der Wiederherstellung genau protokolliert worden, teilt der Bahnsprecher mit. Allerdings wolle man im Zuge der Instandsetzung auch die Stromversorgung und die Verkabelung der Lichtinstallation erneuern, da diese Bestandteile noch aus der Entstehungszeit des Kunstwerks stammten und entsprechend veraltet seien. Derzeit würden noch Alternativen der Instandsetzung geprüft, wobei „neben Belangen des Denkmalschutzes auch wirtschaftliche Aspekte“ berücksichtigt werden müssten. Übersetzt heißt das wohl: Die Deutsche Bahn versucht hier, so kostengünstig wie möglich zu arbeiten.
Geplant sei auf jeden Fall, die Lichtinstallation bis Juni 2017 wieder in Betrieb zu nehmen. Immerhin. Dass ein vielleicht nicht spektakuläres, aber auch nicht gänzlich unauffälliges Werk eines renommierten Künstlers nicht so einfach aus dem öffentlichen Raum verschwindet, scheint erst einmal sicher gestellt.
Das Werk besteht aus je elf Leuchtkastensegmenten pro Tunnelwand. Jeder Kasten ist noch einmal in verschieden breite Einzelfenster unterteilt, so dass sich eine unregelmäßige Rhythmisierung der Gesamtinstallation und des ausgestreuten Lichts ergibt. Hinter Milchglasscheiben befanden sich überwiegend farbige, aber auch weiße Leuchtstoffröhren.
Geschaffen hat das Werk der Künstler Günter Dohr (1936-2015), der von 1980 bis 1999 Professor für Objekt-Design an der Hochschule Niederrhein war und in Krefeld auch seinen Wohnsitz hatte.
„Das Medium Licht“ gehörte „zu Dohrs zentralen Ausdrucksmitteln“, vermeldet die digitale Künstlerdatenbank. „Ohne Günter Dohr wäre das Ruhrgebiet dunkler“, heißt es in einem Nachruf zu Dohr. Lichtinstallationen von Dohr im öffentlichen Raum gibt es in zahlreichen Städten, zum Beispiel auch in Gelsenkirchen, Siegen oder in Hamm.
Das Werk in Krefeld verbreitete seine Wirkung dezent, ohne auf sich selbst aufmerksam zu machen. „Im Vorübergehen“ hat Dohr es genannt, und damit auch die Situation der das Kunstwerk vielleicht nur unbewusst wahrnehmenden Passanten des Tunnels im Blick gehabt.
Die Hauptwirkung des Lichts bestand auf jeden Fall darin, den umgebenden Raum in dem Tunneldurchgang atmosphärisch zu verändern und damit vielleicht auch das Verhalten der vorbeihastenden Fußgänger zu beeinflussen — eben im Vorübergehen.