Krefeld Vauth-Prozess: Belege zeichnen das Bild eines mondänen Lebens
Verteidiger von Lothar Vauth strebt Besetzungsrüge gegen Strafkammer an. Dazu liest er stundenlang aus der Anklage.
Krefeld. Wer als Zuschauer im Prozess gegen Lothar Vauth und dessen Ehefrau Jessica vor dem Landgericht auf ein Geständnis und Einsicht in verwerfliches Handeln wartet, wird enttäuscht. Beim gestrigen dritten Verhandlungstag verlässt das Gros des Publikums bereits nach einer Stunde den Gerichtssaal. Vauths Anwalt Daniel Wölky hatte am zweiten Verhandlungstag angekündigt, die Besetzung der Strafkammer anzuzweifeln. Er begründet seinen Antrag am Mittwoch mündlich, in dem er die Anklageschrift und die darin 923 aufgelisteten Veruntreuungen anhand einzelner Buchungsvorgänge minutiös aufzählt. Über Stunden.
Das monoton vorgetragene Zahlenwerk ermüdet die Zuhörer spürbar — selbst Vauth. Dennoch dreht sich gleichzeitig vor dem inneren Auge das Kaleidoskop eines mondänen Lebens, dass die Eheleute danach von 2007 bis zur Anzeige im Jahr 2009 geführt haben. Allein mit den beiden ausschließlich für kanzleiinterne Ausgaben gedachten Kreditkarten sind laut Staatsanwaltschaft in 57 Fällen private Vergnügungen in Höhe von mehr als 23 000 Euro bezahlt worden: Damen- und Herrenbekleidung, Parfüms, Restaurantbesuche und immer wieder Reisen. Phasenweise alle zwei bis drei Wochen waren die Eheleute unterwegs, gerne und oft in der niederländischen Gemeinde Noordwijk.
Die Aufzählung all dieser mit Kreditkarte bezahlten Positionen zaubert vor allem bei dem ansonsten scheinbar unbeteiligten Lothar Vauth immer wieder eine Reaktion bis hin zu einem Lächeln ins Gesicht.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem früheren Rechtsanwalt, Tönisvorster Karnevalsprinzen und Kreis Viersener SPD-Landratskandidaten Vauth und dessen Ehefrau, die in der Anwaltskanzlei als Bürovorsteherin die Buchhaltung geführt hat, massive Veruntreuung von Mandantengeldern und Transaktionen des Gesellschaftsvermögens in einer Höhe von mehr als 1,9 Millionen Euro vor. Seine Kollegen hatten ihn angezeigt, nachdem es laut eines Mandanten zu Auffälligkeiten gekommen war. Die Kanzlei hat längst Insolvenz angemeldet. Im September 2016 ist Lothar Vauth in einem Zivilverfahren vor dem Krefelder Landgericht verurteilt worden, 348 000 Euro an den Insolvenzverwalter der Kanzlei zu zahlen. Im Januar wurde der Haftbefehl gegen Vauth vollzogen. Seither ist er im Justizvollzugskrankenhaus in Fröndenberg untergebracht. Der Prozess geht am 20. April weiter.