Krefeld Flüchtlinge beziehen Glockenspitzhalle
Drei Busse werden aus Dortmund erwartet. 100 Menschen sind bereits in der Glockenspitzhalle untergebracht.
Krefeld. Bis 22.30 Uhr warteten die Mitarbeiter der Stadt Krefeld am Dienstagabend in der Glockenspitzhalle auf die Ankunft der angekündigten 150 Flüchtlinge — vergebens. Erst am Mittwochabend fuhren die Busse in Dortmund ab. Rund 50 Menschen kamen mit dem ersten Bus, der zweite mit weiteren 50 wurde drei Stunden später erwartet, ein dritter Bus am Donnerstagmorgen. Alter und Nationalität sind gemischt, auch mehrer Babys stehen auf der Liste, die die Stadt von der Bezirksregierung zugeschickt bekommen hatte.
„Die Menschen, die hier ankommen sind müde, geschafft und froh, wenn sie die Füße hochlegen können“, sagt Sozialarbeiter Thomas Mertens, der zusammen mit seinen Kollegen die Ankommenden betreut. Nach der Registrierung dürfen die Asylbewerber ihre Betten beziehen, alleinreisende Männer vorne in der Halle, Familien weiter hinten. Auch eine Untersuchung des Gesundheitsamtes wird es noch geben.
Hintergrund: Am Dienstagmorgen erreichte Krefeld ein Gesuch auf Amtshilfe vom Land Nordrhein-Westfalen. Die Bezirksregierung Düsseldorf schickte per Fax eine Aufforderung, dass bis 20 Uhr eine Unterkunft für 150 geflüchtete Personen bereitgestellt werden muss — vorerst für drei Wochen. Aufgrund des Zeitdrucks und der Kapazitäten konnte laut Aussagen der Stadt nur auf die Dreifachturnhalle Glockenspitz zurückgegriffen werden. Der Stadt sei in dem Fax außerdem zugesagt worden, dass die anfallenden Kosten vom Land getragen werden.
„Die Bezirksregierung hat sich schon persönlich bei der Stadtdirektion für das Verfahren entschuldigt“, sagt Stadtpressesprecher Timo Bauermeister. Wie es nach Ablauf der drei Wochen mit den Asylbewerbern weiter gehen soll, ist nach wie vor unklar. „Die ehemalige Hauptschule Wehrhahnweg soll als kurzfristige Flüchtlingsunterkunft hergerichtet werden. Allerdings müssen dort zuerst Brandschutzmaßnahmen umgesetzt werden“, erklärt der Pressesprecher.
Zur Zeit nimmt die Stadt Kontakt mit allen Betroffenen Sportvereinen auf, die die Halle für ihr Training nutzen. „Wir vermitteln zwischen den Vereinen und versuchen, Alternativen für die Sportler zu finden. Im Moment können wir aber noch keine konkreten Lösungen anbieten“, so Bauermeister.
Auch die Politik nimmt Stellung zu den aktuellen Entwicklungen. „Hervorragende Arbeit bei der Aufnahme und Betreuung von Flüchtlingen in Krefeld“, meint die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende, Britta Oellers. „Die Stadtverwaltung kann in diesem Fall nicht lange planen, sondern muss sofort handeln. Es besteht ein riesiges Unterkunftsproblem.“ Währenddessen fordert Parteifreundin Simone Roemer, dass Länder wie Serbien, Kosovo und Albanien zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden, damit die Zahl der Asylbewerber aus dem Westbalkan verringert werden kann: „Hätten wir das schon alles umgesetzt, würden wir im ersten Halbjahr über deutlich weniger Asylbewerber sprechen.“
Die Grünen kritisieren das Verfahren des Landes in Form eines Amtshilfegesuchs. Es sei fragwürdig, die Hilfe der Städte unangekündigt in Anspruch zu nehmen, heißt es in einem Schreiben. „Der Umstand, dass unsere Stadt alles in ihrer Macht stehende tun muss, um diesen Menschen in angemessener Weise zu helfen, ist natürlich unumstritten“, sagt Fraktionsvorsitzende Heidi Matthias.
Andreas Drabben, Vorsitzender der UWG Ratsgruppe, lobt die Arbeit der Stadt: „Was diese Ehrenamtler und Stadtverwaltung hier in Kürze geleistet haben, ist schon erstaunlich.“