Musik Krefelder singen mit Frau Höpker

Krefeld · Von den Beatles über Abba bis zu Reinhard Mey: Die Künstlerin begeistert ihr Publikum im Seidenweberhaus.

Katrin Höpker, auch als Frau Höpker bekannt, bat im Seidenweberhaus zum Gesang.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Geräuschkulisse erschreckt im ersten Moment, denn sie erreicht ungeahnte Lautstärken für ein Konzert im Seidenweberhaus. Wenn Frau Höpker zum Gesang bittet, so das Motto des Mitsingkonzerts, geht man eben nicht alleine oder nur zu zweit hin. Gruppen in allen Größen – insgesamt sind rund 900 Personen zu der Veranstaltung gekommen – sorgen dafür, dass der große Saal ausverkauft ist. Es gibt im Prinzip nur Stehplätze im Saal – bis auf zwei kleine Bereiche an den Rändern mit Stühlen, die „Logen“ und die Stuhlreihen auf der Empore, dem „erweiterten Elferrat“, wie Frau Höpker noch erklären wird.

Mit einer Handbewegung
fängt sie ihre Gäste ein

Die angeregten Gespräche erfüllen vor dem Konzert noch eine wichtige Aufgabe. Mann – eindeutig überwiegend Frau – bringt die Stimmbänder in Schwung. Auf ein Einsingen kann die Chorleiterin des Abends da locker verzichten, für den richtigen Fluss des Atems gibt es ja nur eingeschränkt Sitzmöglichkeiten. Ihre größte Herausforderung geht Frau Höpker auch gleich an. „So fange ich Sie ein“, sagt sie und macht eine unmissverständliche Handbewegung, um Ruhe im Saal zu bekommen. „Ich möchte, dass Sie alle musikalisch auf Ihre Kosten kommen. Es ist Ihr Abend. Jetzt machen wir Musik.“ Drei Blöcke à 40 Minuten, kündigt sie an.

Dann greift sie in die Tasten des E-Pianos, auf der Leinwand erscheint der Liedtext und schwungvoll aus dem Stand startet das Konzert mit „Über den Wolken“ von Reinhard Mey. Die 900 Zuschauer sind hoch motiviert und gleich bei der Sache. Ein stimmgewaltiger Sopran beherrscht das Geschehen, die anderen Stimmlagen haben dagegen keine Chance. Treffsicher geht es durch die Hits von Abba: „Dancing Queen“ und „Fernando“. Bei „Mamma Mia“ wird der Bewegungsdrang im Saal deutlicher.

Im Beatles-Block klappen die Einsätze des Riesenchors nach den Piano-Intermezzi richtig gut. Frau Höpker hat eben die Sänger und Sängerinnen gut im Griff – auch wenn sie selbst eigentlich beide Hände für die Tasten braucht. Es folgt ein Kontrastprogramm mit Volksliedern zum Frühling, bei dem auch die Herrschaften in den Logen kräftiger mitsingen. „Das haben Sie bestimmt 40 Jahre nicht mehr gesungen“, meint Frau Höpker. Dann spielt sie etwas im Dreivierteltakt und erklärt, dass jetzt nicht Walzer, sondern Schunkeln angesagt sei. Dazu kommt auch noch die Stunde der Wahrheit für die Geschlechterverteilung, denn in dem Schlager „Tulpen aus Amsterdam“ hat sie einige Zeilen allein für die Männer vorgesehen. Wie gut, dass sie Partei für die zurückhaltende Gruppe ergreift und sie mit ihrem Gesang durch das Mikrofon unterstützt. Mit einem rheinischen Schunkelmedley wird der Stress von den Tenören und Bässen wieder weggenommen. Musikalisch geht es weiter durch Schlager der 1960er bis 1980er, schließlich im großen Zeitsprung zurück bis zu Marlene Dietrich und Zarah Leander.

Ein kritisches Lied zu Schönheitsoperationen aus dem Jahr 1929 von Claire Waldoff „Wegen Emil seine unanständ’ge Lust“ wird genauso geschmettert. Auch wenn die Melodie heute nicht mehr zu den bekanntesten gehört, wird deutlich, dass Frau Höpker einen großen Fanclub hat, der schon mehrere Mitsingkonzerte absolviert hat.

„Die Musik kann uns so viel Energie und Freude und Frieden geben“, erklärt die Profimusikerin in ihrer Abmoderation. Und sie ist sich sicher, dass es allen jetzt wesentlich besser geht als vor der Veranstaltung. Das mag man beim Blick in die Runde auch nicht bezweifeln. Ihre rheinische Musiktherapie mit Schunkelfaktor ist am Freitagabend sehr effektiv. Die gesungene Wellness für die Seele kommt bestens an. Da darf bei der optimalen Musikauswahl zum Schluss auch nicht noch eine positive Verstärkung fehlen. Ein Refrain „Ein Hoch auf uns“ und dann „So ein Tag, so schön wie heute“ liefern den passenden Ausklang.