Kultur Eine Miniaturstadt aus mehr als 1000 Postkarten

Die Kölner Künstlerin Friederike Graben zeigt ihre Installation „Crefeld – Colourfield“ in der Pförtnerloge.

Ein Blick auf die nüchterne, weiße Seite der Mini-Stadt. Aus dieser Perspektive steht die Architektur im Vordergrund.

Foto: Andreas Bischof

Ist das nun Krefeld im Miniaturformat auf dem Boden der Pförtnerloge? Oder doch nicht? Gewisse Ähnlichkeiten sind tatsächlich vorhanden. Eine kleine Delle im Parkett etwa, die erinnert irgendwie an den Friedrichsplatz am Nordwall. Während man als Besucher noch davorsteht und konzentriert versucht, markante Straßenzüge oder Häuser in den Bauten aus Papier wiederzuerkennen, klärt die Erbauerin dieser winzigen Stadt auf: „Nein, es ist keine konkrete Nachbildung Krefelds“, sagt Friederike Graben. Inspirieren lassen hat sich die Kölner Künstlerin aber allemal vom alten Crefeld – und demnach ihrer Installation auch den Namen „Crefeld – Colourfield“ gegeben. Ab Samstag, 31. August, ist die kleine Stadt im Atelier der Fabrik Heeder an der Virchowstraße zu sehen.

Als sie das Parkett der Pförtnerloge mit seinem quadratischen Muster gesehen habe, habe sie das sofort an den Vagedes-Plan des alten Crefeld mit seinen vier Wällen als Rahmen der Stadt und einer geordneten rechteckigen Grundstruktur im Inneren erinnert, sagt Friederike Graben. Auf den Parkettquadraten baute sie für die Ausstellung eine kleine Stadt nach – mit Häusern in verschiedenen Größen aus ineinander gesteckten Postkarten.

Eigentlich kommt Friederike Graben aus der Bildhauerei, mittlerweile arbeitet sie oft als Malerin. Aber Häuser aus Steckkarten hätten sie auch schon immer fasziniert, sagt sie. Schon als Kind habe sie mit einem „House of Cards“-Steckkartenset von Charles Eames gespielt und damit eigene Bauten kreiert. Dieses Original-Spiel aus ihrer Kindheit hat die Künstlerin nun in ihr Phantasie-Crefeld eingebaut und noch um viele weitere selbst gemachte Steckkarten ergänzt.

Das Erleben ändert sich
mit dem Blickwinkel

Mehr als 1000 Karten sind es insgesamt, die Friedrike Graben auf dem Parkett der Pförtnerloge ineinander gesteckt und aufgebaut hat. Neben den Karten von Charles Eames hat sie vor allem Postkarten verwendet. Karten, die sie mal irgendwo entdeckt und gekauft hat. Welche, die ihr Freunde aus dem Urlaub geschickt haben. Und auch ganz alte Exemplare, die ihre Tante ihr irgendwann mal vermacht hat. Die Adressen und Beschriftungen hat Friederike Graben übermalt und überklebt, denn die Karten sollen auf der einen Seite alle weiß sein. Die bedruckten Seiten hat sie verändert, bemalt, gestaltet – vor allem mit viel Farbe versehen. Auf manchen sind Menschen und andere Motive zu erkennen, andere sind abstrakt.

Je nach Standort sieht der Betrachter entweder die weißen Rückseiten oder die farbigen Vorderseiten der Karten. „Die  eine Perspektive zeigt die Architektur einer Stadt“, erklärt Friederike Graben. „Die andere das bunte Leben, das in den Häusern und auf den Straßen herrscht.“ Wie man Dinge – oder eben auch eine Stadt – erlebe, komme immer auf den Zeitpunkt und den Blickwinkel an, sagt die Künstlerin. Genau das möchte sie mit ihrer Postkarten-Stadt verdeutlichen.

Wer um die Installation herumgeht und die Mini-Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln ansieht, versteht schnell, was die Künstlerin meint. Immer wieder verändert sich das Bild, fallen die einen Kartenhäuser mehr auf, während man andere nicht mehr sieht, weil sie hinter wieder anderen verschwinden. Auf diese Weise können Besucher die Installation bei der Vernissage am Samstag, 31. August, um 18 Uhr sowie auch zum Abschluss der Ausstellung am Sonntag, 6. Oktober um 11.30 Uhr erleben.

Ansonsten bleibt die Pförtnerloge verschlossen und Interessierte können die Stadt durch das Fenster von außen ansehen. Damit man auch auf diese Weise beide Perspektiven einnehmen kann, hat Friederike Graben Spiegel aufgehängt. Durch das Fenster sind die weißen Rückseiten der Postkartenhäuser zu sehen, im Spiegel die farbigen. Zur Mitte der Ausstellungszeit möchte die Künstlerin ihre Stadt einmal komplett umdrehen, so dass die Perspektiven umgekehrt erlebbar sind.