Krefeld Für jugendliche Flüchtlinge werden Paten gesucht
SKM startet neues Angebot mit ehrenamtlichen Betreuern, die 14- bis 18-Jährigen helfen.
Krefeld. Die Vorbereitungen laufen derzeit in Krefeld auf Hochtouren: Aufgrund eines neuen Gesetzes dürfen minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge nicht mehr in Massenunterkünften untergebracht werden, sondern müssen in den Kommunen gezielt versorgt, betreut und unterstützt werden. Die Stadt rechnet mit einer Zahl von 100 bis 120 Jugendlichen. Während Fachbereichsleiter Gerhard Ackermann sich derzeit um passende zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten bemüht (siehe unten), startet der SKM parallel sein neues Patenschaftsprojekt.
„Unser Ziel ist es, Paten zu gewinnen, die die alleinstehenden Jugendlichen begleiten und ihnen eine zusätzliche Stütze sein wollen“, sagt Sozialarbeiterin Elke Sandkaulen, die extra für dieses Projekt neu eingestellt worden ist. „Damit greifen wir ein uraltes Arbeitsfeld wieder auf“, sagt Caroline Frank-Djabbarpour, die seit 1989 beim SKM arbeitet und seit vergangenem September den katholischen Verein für soziale Dienste als Geschäftsführerin leitet. Ende der 80er-Jahre hatte der SKM Vormundschaften für eritreische Flüchtlinge übernommen.
Ob der SKM 25 Jahre später neben der Betreuung der Patenschaften auch wieder Vormundschaften übernehmen wird, entscheidet sich am 18. November im Jugendhilfeausschuss. Dort will die Verwaltung der Politik ihre Vorschläge und einen Maßnahmenkatalog zur Entscheidung vorlegen.
„Viele Familien in Kriegs- und Krisengebieten schicken ihre halb erwachsenen Kinder los, von denen sie glauben, dass sie trotz der monatelangen Strapazen durchkommen können und künftig ein sicheres Leben haben“, erzählt Elke Sandkaulen. Andere werden auf der Flucht von den Familien getrennt oder reisten von Beginn an mit Verwandten aus ihren Heimatdörfern. Die größte Gruppe sind bislang die 14- bis 17-Jährigen, überwiegend Jungen. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea, Somalia wie auch aus den Balkan-Staaten.
Bis zum 18. Lebensjahr erhalten die unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge, abgekürzt offiziell UMA genannt, Unterstützung durch die Jugendhilfe. „Danach sind sie auf sich alleingestellt, auch wenn sie erst drei Monate zuvor hier angekommen sind“, sagt Elke Sandkaulen.
Ehrenamtliche Paten sollen ihnen deshalb bei Fragen der Wohnungssuche, notwendigen Behördengängen wie auch im deutschen Alltag helfen und ihnen als Ansprechpartner verlässlich zur Seite stehen. Im Idealfall finden sie auch Familienanschluss. Voraussetzung ist das aber nicht.
Der SKM sucht Menschen, die sich längerfristig als Paten engagieren möchten, mindestens einmal in der Woche Zeit mit dem Jugendlichen verbringen können, offen sind für ihre Lebenswelt und ihnen helfen, hier leben zu können. „Ein erweitertes Führungszeugnis ist nötig“, erklärt Caroline Frank-Djabbarpour die gesetzlichen Formalitäten. Im Gegenzug unterstützt der SKM die Paten, schult sie für ihre Aufgabe und wählt nach Einzelgesprächen die passenden Leute für die Jugendlichen aus.
Obwohl das neue Gesetz für die Betreuung ausländischer Kinder ab dem 1. November in Kraft ist, ist das Paten-Projekt laut der SKM-Geschäftsführerin nicht refinanziert. „Wir sind deshalb auf Spenden und Kirchensteuermittel angewiesen, um es nachhaltig zu sichern.“