Krefeld-Traar Rettung für seltene Pflanzen

Auf dem Egelsberg werden Flächen für das Froschkraut und die Besenheide, im Volksmund unter Erika bekannt, angelegt.

Krefeld-Traar: Rettung für seltene Pflanzen
Foto: Dirk Jochmann

Traar. Das Schwimmende Froschkraut ist in Nordrhein-Westfalen vom Aussterben bedroht. „Es ist extrem selten und kommt am Linken Niederrhein nur noch an einer kleinen Stelle hier am Egelsberg vor“, sagt Heino Thies vom Fachbereich Grünflächen bei einem gemeinsamen Rundgang mit seinem Kollegen Johann Heller-Steinbach. Der stellt vor Ort die geplanten Maßnahmen vor, um dieser auf der roten Liste stehenden Pflanze wie auch dem Heidekraut neuen Lebensraum zu bieten.

Krefeld-Traar: Rettung für seltene Pflanzen
Foto: Yvonne Brandt

Im Gegensatz zu der Heidelandschaft im Stadtwald an der Hüttenallee ist die auf dem Egelsberg nicht künstlich angelegt worden. „Der Boden hier ist nährstoffarm und sandig“, erzählt Heller-Steinbach. Und Thies ergänzt: „Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die britische Rheinarmee die Fläche als Truppenübungsplatz genutzt und ihre Amphibienfahrzeuge im Heideweiher ausprobiert.“ Gras hatte dort keine Chance zu wachsen, dafür aber gerade deshalb die Besenheide, die karge Böden bevorzugt. Dem Laien ist sie unter dem Namen Erika bekannt.

Wegen seiner natürlichen Vorkommnisse am Egelsberg ist dieser zum seltenen FFH-Gebiet ausgewiesen worden. „Das sind spezielle europäische Schutzgebiete in Natur- und Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen“, erklärt Thies. Das sei auch eine Verpflichtung für die Stadt.

Wie bereits in den Jahren 2007 und 2008 wird derzeit auf einer rund 4000 Quadratmeter großen Fläche im Naturschutzgebiet Grasboden mittels eines Baggers abgezogen, um einen weitgehend vegetationslosen, nährstoffarmen Boden zu schaffen. Zum Aussäen werden Pflanzen aus der bestehenden Fläche entnommen und dort wieder eingepflanzt. „Man muss Geduld haben“, sagt Heller-Steinbach. Die werde belohnt. „Im vergangenen September blühte hier alles in Rot und die Spaziergänger haben nur so geschwärmt.“ Auch die Lerchen freut das. Als Bodenbrüter nutzen sie die Heidefläche für ihre Aufzucht.

Wesentlich unscheinbarer als die Besenheide ist das viel seltenere Froschkraut. Heller-Steinbach führt die kleine Gruppe zielsicher durch das dichte Gestrüpp zum Ufer des inzwischen von hohen Bäumen umsäumten, einstigen freien Golfplatz-Sees, dem heutigen Heideweiher. Mehr als 85 Jahre lang war dies der einzige Lebensraum für das Froschkraut. Das bevorzugt eigentlich flache, offene Gewässer mit wenig bewachsenen Uferbereichen, die im Sommer austrocknen. „Wenn wir nichts tun, ist das Heidekraut hier bald verschwunden“, befürchtet Heller-Steinbach.

Außerhalb des Waldes ist in den vergangenen Wochen in einem nahe Acker eine sogenannte Blänke, ein flaches Gewässer, mit Hilfe des Baggers angelegt worden. 20 Zentimeter unter der Oberfläche fließt das Grundwasser. Heller-Steinbach: „In zwei, drei Monaten steht hier das Wasser drin und im Sommer wird die Blänke wieder trocken liegen.“ Der ideale Lebensraum für das Froschkraut.

Im Botanischen Garten konnten Pflanzen vermehrt werden. Die werden demnächst in die Blänke eingepflanzt. Noch ist das Froschkraut an alter Stelle nicht verschwunden. Dem Fachmann entfährt beim gemeinsamen Spaziergang am Ufer unerwartet ein Freudenschrei: „Hier haben sich neue Pflanzen ausgesät.“ Zierliche grüne Blätter tanzen auf dem Wasser.