Inrath/Kliedbruch Gisela Klaer: Bürger an der Zukunft beteiligen
Wenn Gisela Klaer auf 2015 zurückblickt, dann ist es das letzte Mal als Bezirksvorsteherin. Als „normales“ Mitglied der Bezirksvertretung Nord würde sie 2016 einige Projekte gerne realisiert sehen.
Krefeld. Wenn am Appellweg in Kürze ein Kindergarten gebaut wird, dann ist das ein Ergebnis, an dem Anwohner, Sportler der benachbarten Vereine und Politiker gleichermaßen beteiligt waren. Im Kliedbruch hatte es im vergangenen Jahr einen Aufschrei gegeben, als bekannt wurde, dass auf dem Gelände des Ascheplatzes der Preussen vis-à-vis der Hubert-Houben-Kampfbahn Wohnhäuser gebaut werden sollen.
Dass diese Idee vom Tisch ist, ist für Gisela Klaer, neue Krefelder Bürgermeisterin, aber seit Mai 2014 Vorsteherin des Bezirks Nord eine der wichtigsten Entwicklungen des vergangenen Jahres. Es gab zwei runde Tische und „daraufhin eine übereinstimmende Lösung“, sagt die SPD-Politikerin und ist froh, dass auch damit ein weiterer Schritt zur Bürgerbeteiligung gemacht worden ist.
20 Jahre lang war Gisela Klaer ganz normales Mitglied der Bezirksvertretung, bevor sie im Mai 2014 zur Bezirksvorsteherin gewählt wurde. Sie sei damals mit dem Wunsch angetreten, „eine größere Öffentlichkeit herzustellen für das, was im Bezirk und in der Bezirksvertretung passiert und die Bürger zu beteiligen“, sagt die 57-Jährige.
Das habe sie mit einer bei jeder Sitzung stattfindenden Einwohnerfragestunde geschafft. Früher seien die Sitzungen sehr kurz gewesen, es habe keinen Raum für Diskussionen gegeben. Seitdem seien die politischen Zusammenkünfte „deutlich besser besucht, es werden immer Fragen gestellt und es gibt ein positives Feedback aus der Bevölkerung“.
Ihr Eindruck sei, dass insgesamt „weniger Verdrossenheit“ unter den Bürgern herrsche. Ein weiteres Beispiel sei das von einem Investor geplante Mehrfamilienhaus an der Husarenallee/Deußstraße. Auf Initiative aller Fraktionen soll ein Bebauungsplan erstellt werden. „Die Bürger haben ein Sprachrohr gefunden und fühlen sich akzeptiert.“ Und dass die verschiedenen politischen Lager zu solchen Einigungen kämen, zeuge auch von der „Vertrauensbasis, die sich entwickelt hat“. Über gemeinsame Gespräche, zum Beispiel über die Verkehrskommission, sei das entstanden. Selbstverständlich gebe es in jeder Fraktion auch Bereiche, von denen sie nicht abrücke. „Aber es ist allen klar, dass wir mehr erreichen, wenn wir alle es in der Gemeinschaft regeln.“
Was ebenfalls „gut auf den Weg gebracht“ sei, sei das Thema Schroersdyk. Die Pläne für die Strecke ohne Bürgersteig und mit riesigen Schlaglöchern, die bei Regen ständig unter Wasser stehen, sind fertig. Im März sollen die Bürger genauer informiert werden. Da der Schroersdyk zum ersten Mal erschlossen wird, dürften die Kosten, die die Anwohner mittragen müssen, nicht gerade gering sein. Wie viel der einzelne Inhaber bezahlen muss, hängt von der Grundstückslänge an der Straßenseite ab. Und die ist am Schroersdyk bei vielen sehr groß.
Was den Bezirk noch lange bewegen werde, sei das Thema Grundwasser. „In einer der nächsten Sitzung werden wir über die Grundwasserlage insgesamt diskutieren“, sagt die neue Bürgermeisterin. Wenn die LEG nicht mehr abpumpt, wird das Grundwasser steigen. So viel ist klar. Dann könnte es für Hausbesitzer ohne schützende Kellerwanne Probleme geben. Das werde besonders das Kliedbruch treffen.
In anderer Sache sieht Klaer für diesen Stadtteil des Bezirks Nord aber eine positive Entwicklung. In der BZV habe sich die Politik dafür eingesetzt, dass es in diesem Bereich in Zukunft nur eine moderate Bebauung geben soll. Wenn möglich, sollen keine neuen Baugebiete entstehen, „um sparsamer mit den Ressourcen umzugehen“, also das viele Grün in den Wohnbereichen zu erhalten. Grundstücke zu teilen, wie es in der jüngsten Vergangenheit häufiger passiert ist, sei möglich. Aber es dürften nicht so große Gebäude entstehen, sagt Klaer.
Wenn sie auf das Jahr 2016 schaut, dann sieht sie die größte Herausforderung im Bezirk Nord auch in der Flüchtlingshilfe. Falls es zur Realisierung der Pläne auf dem alten Kasernengelände an der Kempener Allee kommt, würde sie sich wünschen, dass ein Begegnungszentrum für Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten, für Jung und Alt und auch für die Betreuer als Anlaufstelle geschaffen wird. „Das wäre hilfreich.“
Gleiches gilt aber auch für die Pläne des Investors, der auf dem Kasernengelände hochwertiges Wohnen plant. Da sei der Wunsch, so Klaer, dass das „intensiv mit der Bezirksvertretung besprochen wird und auch die Wünsche der Bezirksvertretung einbezogen werden“. Wenn dort gebaut werde, müsse unter anderem ein neues Konzept — wie das einer Begegnungsstätte — für die Kindergarten-Betreuung und die Jugendarbeit Berücksichtigung finden.