Glosse: Was hat Beirut, was Krefeld nicht hat?

Von dem Wunsch der Internetgemeinde nach einem Starbucks in Krefeld

Krefeld. In Ländern wie Jordanien, Samoa oder Pakistan muss niemand auf seinen Big Mac verzichten. Mit gleicher Selbstverständlichkeit speist man in Sarajevo Vollkornnudeln bei Vapiano. Das Zauberwort heißt Systemgastronomie. Doch es gibt ein kaffeeschwarzes Loch in dem kapitalistischen Netz: In Krefeld existiert kein Starbucks. Das nagt an so manchem Kaffeehaus-Junkie schlimmer als starker Espresso an zarten Magenwänden.

Bei Facebook hat sich die Bewegung bereits zusammengeschlossen. Die Zeichen stehen auf „to go“. „Wir wollen einen Starbucks in Krefeld“ heißt eine Gruppe. Fast 100 Mitglieder sehnen sich nach Bediensteten mit grünen Schürzen und Kaffeebecher in Größen, die Herzklappen freudig zum Flattern bringen. Bei Twitter ist das Thema ebenfalls ein Dauerbrenner. Auch bei petitionen.com ist der Stein schon ins Rollen gebracht. „Es soll ein Starbucks nach Krefeld kommen!!!“ fordert da eine Unterschriftenliste. Die drei bisherigen Unterzeichner dürften die abgebrühten Amis jedoch kaum beeindrucken.

Dabei geht es beim Kampf um die Kaffeekette um mehr als Geschmack und fair gehandelte Bohnen. Die Krefelder trifft das US-Embargo deshalb so hart, weil es bedeutet, dass die Samt- und Seidenstadt bei einer privilegierten internationalen Gemeinschaft außen vor steht: den Normstädten. Muss das sein, dass den Krefeldern eine Lokalität wie Beirut (14 Starbucks-Filialen) die lange Nase macht? Der brennende Schmerz lässt sich nur schwer mit heimischem Bubble-Tea ertränken. Die nächste Spitze kommt vom Starbucks-Laden-Finder im Internet. Wer Krefeld eingibt, erhält die Empfehlung, am Düsseldorfer Flughafen einzukehren. Na ja, und von dort ist das Kaffee-Paradies Libanon auch nicht mehr weit. Krefeld — von der Globalisierung vergessen.