Glosse: Wonnemonat - ein Wintermärchen

Am Wochenende sollen die Temperaturen nachts bis auf drei Grad sinken

Krefeld. Der Winter erwischt uns auf dem richtigen Fuße. Am Wochenende soll das Thermometer in Krefeld zeitweise wieder drei Grad zeigen, in höheren Lagen von NRW könnten die Schneeflöckchen tanzen. Ein besserer Zeitpunkt als der Mai ist für solch ein Wetter kaum denkbar. Der Blick ins Salzlager gibt das richtige Selbstbewusstsein, um Väterchen Frost gelassen ins Auge zu schauen. „Bei uns lagern zurzeit 600 Tonnen Salz ein“, verrät Holger Funke von den GSAK. Damit könnte an drei verschneiten Maitagen rund um die Uhr geräumt werden. Von Lieferschwierigkeiten beim Streusalz ist nichts bekannt. Schneestürme wären also gerade jetzt organisatorisch gut zu bewältigen.

Natürlich nur, wenn sich auch die Autofahrer vorsehen. Blauäugige Klimawandler fahren schon seit Wochen mit Sommerreifen. Diese Sonderform der Profilneurose kann teuer werden. Mit Polizeisprecher Acor Kniely spielten wir den Ernstfall durch: Was wenn uns demnächst das Freibad unter der Luftmatratze zufriert? Können wir dann noch guten Gewissens mit dem sommerbereiften Auto nach Hause fahren? Die Antwort lautet nein! Es gilt situative Winterreifenpflicht. Kniely sagt: „Wenn die Straßen glatt sind, muss man im Zweifel auch im Sommer das Auto stehen lassen.“ Kontrollen sind aber nicht geplant. Das ist fair.

Unsere stichprobenartige Umfrage bei Krefelder KFZ-Werkstätten ergab, dass zurzeit noch keiner der bitteren Realität ins Auge schaut und sein Auto für den Mai-Winter fit macht. Weder Winterreifen noch Schneeketten sind derzeit gefragt. Dafür erfuhren wir beim Autozentrum Preckel, dass noch immer täglich vier bis fünf Kunden die Sommerreifen - und damit die Scheuklappen - aufziehen.

Doch nicht alle Krefelder sind so unflexibel. Viele italienische Restaurants haben auf das Klima reagiert und die Vier-Jahreszeiten-Pizza von der Karte genommen. Das ist die richtige Einstellung! Nur die Ewiggestrigen erzählen sich noch unter vorgehaltener Hand: „Mit Kachelmann hätte es so einen Sommer nicht gegeben.“