Tiere Gnadenhof beantragt Landes-Futterhilfe

Krefeld · 50 Tiere werden in Oppum gepflegt. Spenden sammeln ist ohne Veranstaltungen im Moment schwierig für den Verein.

Dori (l.) und Pauline leben auf dem Gnadenhof in Oppum.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Cassita war ein Turnierpferd. Als die Stute ihre Leistung nicht mehr erbringen konnte, kümmerte sich keiner mehr um sie. Haneke heißt ein altes Pony, das zum Schlachter gebracht werden sollte. Beide Tiere stehen heute neben 48 anderen Pferden, Ponys und Eseln auf dem Oppumer Gnadenhof.

Sie wurden von Annemarie Hendricks und Sabine Giebel, den engagierten Mitgliedern des Vereins für notleidende Tiere in Oppum, gerettet und aufgepäppelt. Jetzt ist die Not der Tiere und auch der Vorstände noch größer: In Corona-Zeiten fehlen die Mittel für Heu, Stroh und Futter. „Unser Kooperationspartner ist der ,Bund deutscher Tierfreunde’“, berichtet Giebels. „Zurzeit können die Mitstreiter keine Infostände in den Städten aufbauen und Spenden entgegennehmen. Da sie selbst zwei Tierheime betreiben, ist derzeit für uns kein Geld übrig.“ Falls ein Pferd krank werde, helfe die Pferdeklinik im Notfall unbürokratisch, freut sie sich über diese Unterstützung. Doch das Futter wird knapp.

Jedes Tier liegt den beiden engagierten Frauen am Herzen, jedes hat seine eigene Geschichte. So ist Haneke bereits 40 Jahre alt. „Wir haben ,die Omi’ auf einem Pferdemarkt in den Niederlanden gesehen. Sie war abgemagert, konnte sich kaum auf den Hufen halten. Wir haben sie für 50 Euro gekauft und uns geschworen, sie sollte wenigstens in ihrer letzten Zeit genug zu fressen bekommen, auch wenn es nur zwei Tage sind. Wir haben sie mitgenommen.“ In Oppum war sie kaum fähig, selbstständig den Hänger zu verlassen. „Dann haben wir sie aufgepäppelt. Jetzt ist sie schon zwei Jahre bei uns, wieder so fit wie sie in diesem biblischen Alter sein kann und ,sagt’ den anderen Ponys, wie sie sich verhalten sollen“, erzählt Giebels und lacht.

„Nach einem Jahr ist das Tier nun aufgeblüht“

Als die Frauen Cassita erstmals sahen, ließ diese den Kopf hängen, keiner kümmerte sich um sie, weil sie keine Turniere mehr gehen konnte. Sie hatte eine Verletzung am Vorderbein. „Die Stute vegetierte dahin.“ Hendricks hat dann gemeinsam mit einer Freundin das entsprechende Geld zusammengelegt und das Pferd gekauft. „Nach einem Jahr ist das Tier nun aufgeblüht und hellwach.“ Es sei das „Kuscheltier“ auf dem Hof, berichtet Giebels weiter.

So hat jedes Tier auf dem Hof seine ganz eigene Geschichte. Rennpferde, die ihre goldenen Zeiten hinter sich haben, stehen mit misshandelten Tieren nebeneinander. Alle sehen frisch und fit aus: Das Fell glänzt wieder, die Muskulatur ist entwickelt und die Mähne nicht verfilzt. „Wenn ich schon so etwas mache, dann mache ich es auch richtig“, sagt Annemarie Hendricks entschlossen und kämpferisch. „Keines der Tiere soll je wieder den Hof verlassen und Hunger leiden. Eher esse ich nichts.“

Soweit wird es wohl nicht kommen. Denn jetzt steht ganz aktuell Hilfe vom Land in Aussicht. Es stellt zur Unterstützung von nordrhein-westfälischen Tierheimen und Gnadenhöfen in der aktuellen Krisenlage 400 000 Euro für Futterkosten zur Verfügung. Pro Einrichtung kann ein einmaliger Zuschuss in Höhe von bis zu 2000 Euro ausgezahlt werden. Umweltministerin Ursula Heinen-Esser erklärt den Grund: „Auch die Mitarbeiter der Tierheime arbeiten unter den erschwerten Bedingungen schon längst an der persönlichen Belastungsgrenze. Mit unserer Nothilfe unterstützen wir sie bei ihrer wichtigen Arbeit zur Versorgung der Tiere.“

Annemarie Hendricks bemüht sich um die Zuschüsse. „Wir haben bereits einen entsprechenden Antrag gestellt und hoffen, an der finanziellen Hilfe beteiligt zu werden. Damit hoffen wir, die ärgste Not in dieser Corona-Zeit überstehen zu können. Jeder Sack Möhren, den wir den Tieren kaufen können, hilft.“