Spenden-Initiative Griechenland-Hilfe: Krefeld soll bundesdeutsche Schaltzentrale werden

Der Gründer der Hilfsorganisation hat Krefeld besucht. Die nichtstaatliche Institution schickt jährlich rund 120 Tonnen Hilfsgüter nach Griechenland.

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Krefeld. „Wer den Eindruck hat, die Griechenland-Krise sei so gut wie beendet, der täuscht sich grundlegend. Im Gegenteil, die Krise verschärft sich weiter und droht, im Chaos zu versinken.“ Erwin Schrümpf (53), Gründer und Leiter der österreichischen Griechenland-Hilfe (GH) aus Salzburg, ist derzeit Gast in Krefeld. Er will seine nichtstaatliche Institution, die jährlich Hilfsgüter von rund 120 Tonnen ans Mittelmeer schickt, ausweiten. Krefeld soll dabei bundesdeutsche Schaltzentrale werden.

Den nächsten Transport nach Patras, der Hafenstadt in der Westpeloponnes, kündigt er für den 25. Mai an. Begleitet wird der Hilfskonvoi dabei vom österreichischen Fernsehen (ORF). Schrümpf: „In Patras leben von den 210 000 Einwohnern 7000 Familien mit null Einkommen, die wir unterstützen. Dazu liefern wir in den Athener Stadtteil Peristeri mit 1,5 Millionen Einwohnern medizinische Hilfsgüter unter anderem für 12 000 Familien ohne Einkommen. Außerdem unterstützen wir rund 40 000 Obdachlose in Athen.“ Die Gruppe arbeitet dabei eng mit örtlichen Gesundheitseinrichtungen, Initiativen und Gruppen zusammen.

Seit rund einem Jahr betreibt Rula Panis die Außenstelle Krefeld-Bockum der Griechenland-Hilfe. Die 53 Jahre alte Logopädin arbeitet dabei mit ihren Unterstützern eng mit der Deutsch-Griechischen Gesellschaft (DGG) von Ina Coelen zusammen, die Vorsitzende der DGG ist.

Im Café Coelen am Theaterplatz und bei der Caritas laufen auch viele Fäden zusammen, die Rula Panis in den vergangenen Monaten geknüpft hat. Zwei andere Sammelstellen sind die Malteser-Hilfe und das Krehaartiv-Friseur.Studio von Mary Anastassaki. Am 1. Mai war Panis mit einem viel beachteten Info-Stand auch bei der DGB-Kundgebung im Stadtgarten mit dabei.

Über ihre Motivation für ihr humanistisches Engagement meint Rula Panis: „Wir entwickeln uns Schritt für Schritt. Die Spendenbereitschaft ist nach wie vor hoch. Wir helfen, solange die Griechen uns brauchen. Das gibt uns bei der ehrenamtlichen Arbeit, die Kraft, die wir dafür brauchen, um ein wenig helfen zu können.“ Die Griechenlandhilfe unterstützt auch die Bevölkerung in Kalavryta. Schrümpf kündigt an, dass das örtliche Krankenhaus einen Krankenwagen aus Österreich erhalten werde.

Dem kommt laut Schrümpf eine besondere geschichtliche Bedeutung zu: „Das Dorf Kalavryta in der Nord-Peloponnes erlangte aufgrund eines Massakers der deutschen Wehrmacht vom 13. Dezember 1943 traurige Bekanntheit. Fast 700 Einwohner des Dorfes wurden von Soldaten der 117. Jäger-Division erschossen, das Dorf niedergebrannt. Bis heute ist keiner der beteiligten Soldaten verurteilt worden. Kein Pfennig oder Cent ist als Wiedergutmachung nach Griechenland geflossen. Alle Bundesregierungen einschließlich der jetzigen haben sich bislang geweigert, mit der griechischen Regierung in Verhandlungen über die ungelöste Frage der Entschädigung für die Opfer der damaligen Massaker einzutreten.“ Schrümpf: „Wir können mit unserer Hilfe keine der alten Wunden heilen oder Wiedergutmachung leisten, aber wir können helfen, die Wunden zu lindern.“