Kommentar Großeinsatz in Krefeld am Cinemaxx: Wie schnell Falschmeldungen entstehen

Meinung | Krefeld · Der Vorfall am Krefelder Cinemaxx hat wieder einmal gezeigt, wie sensibel Menschen mit Nachrichten umgehen sollten. Ein Kommentar.

Oberbürgermeister Frank Meyer hielt sich mit einer Einschätzung zunächst zurück - das war richtig.

Foto: samla.de

Der Vorfall am Donnerstagabend am Krefelder Cinemaxx hat wieder einmal gezeigt, wie sensibel Menschen mit Nachrichten umgehen sollten. Als die ersten Meldungen über einen Amoklauf beziehungsweise einen Anschlag im Allgemeinen aufkamen, verbreiteten sich diese wie ein Lauffeuer im Internet. Ein Feuer, das auf seinem Weg hier ein Gerücht mitnahm, dort noch einen Aspekt hinzudichtete. Mit der eigentlichen Ursprungsmeldung, die von der Polizei bestätigt worden war, hatten diese Postings und Kommentare schnell nichts mehr zu tun, boten vielmehr jenen Hetzern wertvollen Nährboden für Narrative, in denen dann gerne Angela Merkels Satz „Wir schaffen das“ ironisch zitiert wird. Damit wäre auch klar, in welche gefährliche Richtung die Kommentare zielen.

Das Schlimme: In ihrem Eifer verbreiteten selbst führende Politiker und andere Institutionen plötzlich Meldungen, mit denen sie ihre Anteilnahme am Geschehen zum Ausdruck brachten. Da wurde erklärt, man sei in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien oder ganz allgemein bei den betroffenen Personen. Auch hier wurde von Anschlägen und Amokläufen geschrieben. Auch diese Meldungen wurden zum Teil als Screenshots geteilt. Und das, obwohl die Polizei ihre Einschätzung längst korrigiert hatte. Das aber blieb lange unbemerkt.

Dass es manchmal sinnvoller ist, nicht zu sagen, sich Zeit zu nehmen, bis einem stärkere Erkenntnisse vorliegen, hat Frank Meyer am Donnerstag bewiesen. Der Oberbürgermeister hatte sich vor Ort ein Bild der Lage gemacht und wurde natürlich schnell als Ansprechpartner gewählt. Er aber verwies auf die ermittelnde Polizei, erklärte, er könne noch nichts sagen. Eine weise Entscheidung. Der Oberbürgermeister hat damit gezeigt, dass man in dieser Situation keineswegs der erste sein muss, der eine Stellungnahme abgibt. Viel wichtiger ist, dass sie auf Faktenwissen basiert, damit den wilden Fantasien der Hetzer nicht noch mehr Türen und Tore geöffnet werden.