Grundschullehrer dringend gesucht

40 Stellen sollen bis Ende Oktober besetzt werden. Laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ist fraglich, ob das gelingt. Denn gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Lehrkräfte.

Foto: dpa/abi

Krefeld. In Krefeld sind zurzeit 40 Lehrerstellen an Grundschulen zu besetzen. Bis zum Ende des Monats laufen die Auswahlgespräche. Die zusätzlichen Lehrkräfte seien dringend nötig, macht Philipp Einfalt, Vorsitzender der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Krefeld, deutlich: „Wir haben einen massiven Fachkräftemangel“, sagt er.

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Mehr als fraglich sei aber, ob die Stellen besetzt werden können. „Die ausgeschriebenen Jobs laufen regelmäßig leer“, sagt er. Vor allem an Grundschulen und Sonderschulen sei die Situation problematisch.

Daher sind auch die Stellen in Krefeld geöffnet worden (siehe auch Kasten) — einerseits für Quereinsteiger, die einen Studienabschluss in Sport, Musik, Kunst oder Englisch haben, andererseits für Lehramtsabsolventen von Gesamtschulen und Gymnasien. Trotz dieser Maßnahmen bezweifelt Philip Einfalt von der GEW, dass alle offenen Stellen besetzt werden können. Eine Prognose sei schwierig — „aber aus Erfahrung kann davon ausgegangen werden, dass ein Großteil nicht besetzt werden kann. Wenn es ein Wunder gibt, lasse ich mich aber gerne überraschen.“

Philipp Einfalt, Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW)

Auch laut Marita Koblenz-Lüschow vom Schulamt ist in Krefeld zu spüren, das Lehrer an Grundschulen fehlen. Dafür gibt es laut Koblenz-Lüschow vor allem zwei Gründe: Das Studium für Grundschullehrer wurde um zwei Jahre verlängert. „Außerdem ist der Numerus Clausus an vielen Hochschulen stark angestiegen.“

Oftmals werden Durchschnittsnoten von 1,3 bis 1,7 auf dem Zeugnis gefordert. Ein weiterer Grund sei, dass zurzeit wenig Anreize geschaffen werden, sich für den Beruf als Grundschullehrer zu entscheiden, so Koblenz-Lüschow. „Die Ausbildung als Grundschullehrer dauert mit fünf Jahren genauso lange wie für die Sekundarstufe I.“ Doch im späteren Berufsleben bekommen Grundschullehrer weniger Geld. Die Bezahlung müsse angeglichen werden, fordert deswegen Philipp Einfalt von der GEW.

Beide Experten weisen darauf hin, dass die Schülerzahlen durch hinzugekommene Flüchtlingskinder stark angestiegen sind. Die Klassenstärken seien im Durchschnitt von 24 auf 29 Schüler gestiegen, so Koblenz-Lüschow. Wenn Lehrer krank werden oder in Elternzeit gehen, werde es eng. „Diesen Mangel haben wir in Krefeld durch befristete Stellen gelöst.“ Was keine optimale Lösung darstelle, so Koblenz-Lüschow vom Schulamt. Philipp Einfalt betrachtet diese Maßnahme ebenfalls kritisch. „Auch bei Vertretungsstellen ist es schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.“ Angebote für Quereinsteiger bleiben laut Einfalt Notlösungen. Die begleitenden Weiterqualifizierungsmaßnahmen seien bisher nicht ausreichend. „Es müssen pädagogische Fachleute ausgebildet werden“, betont er.

Die Situation bleibe zudem angespannt, da zu größeren Klassenverbänden erweiterte Anforderungen durch die Beschulung von Schülern mit Behinderung (Gemeinsames Lernen) komme. „Abseits vom Unterricht bekommen die Lehrer immer mehr Aufgaben“, sagt Einfalt.

Dazu zählen beispielsweise administrative Aufgaben wie das Schreiben von Berichten. Der Gewerkschafter wundere sich immer wieder, wie die Kollegen das meistern. „Sie wollen alle gerne ihre Arbeit machen, aber schaffen es fast nicht mehr“, betont Einfalt. Auch Marita Koblenz-Lüschow lobt Krefelds Lehrer. Wenn es zu Engpässen komme, würden auch Kollegen unterschiedlicher Schulen füreinander einspringen.