Hängepartie beim Kraftwerk

Chemiepark-Betreiber Currenta erwartet keine Entscheidung vor der Bundestagswahl. Unternehmen investieren 240 Millionen Euro.

Krefeld. Beim geplanten Gaskraftwerk in Uerdingen müssen sich alle Beteiligten weiter in Geduld üben. „Vor der Bundestagswahl im September wird Trianel nicht entscheiden, ob die Anlage in Uerdingen gebaut wird“, sagte Ernst Grigat am Donnerstag. Er ist seit Jahresbeginn Leiter des Currenta-Chemieparks mit den Standorten in Uerdingen, Leverkusen und Dormagen.

Der Stadtwerke-Verbund Trianel zögert mit der Milliarden-Investition, weil die künftigen Bedingungen auf dem Energiemarkt unklar sind. Weil Strom aus erneuerbaren Quellen mit Vorrang ins Netz geht, stehen konventionelle Kraftwerke oft still. Trianel möchte einen finanziellen Ausgleich für die Bereitstellung der Erzeugungskapazität. Ob die Politik mitspielt, ist offen.

Mehr als 30 Partner wollen sich an dem Bau des Kraftwerkes beteiligen, darunter auch die Krefelder Stadtwerke (SWK) mit 30 Megawatt. Insgesamt soll die Anlage über eine Leistung von bis zu 1200 Megawatt verfügen.

Der Chemiepark ist vor allem an dem Dampf interessiert, der sich neben dem Strom mit dem Kraftwerk erzeugen lässt. Weil unklar ist, ob das Projekt umgesetzt wird, will Currenta 38 Millionen Euro in die Modernisierung der eigenen Dampferzeugung investieren. Acht neue Kessel sind vorgesehen. „Wir haben dabei keinen Zeitdruck und warten in Ruhe die Entscheidung von Trianel ab“, so Grigat.

Die Verfassung der Unternehmen sei gut, so der Manager. Viele Firmen hätten sich spezialisiert. Zwar gebe es in Uerdingen keine Forschung und Entwicklung mehr, aber die Produktion sei stärker denn je.

Im vergangenen Jahr haben die 20 im Chemiepark ansässigen Betriebe 240 Millionen Euro in die Instandhaltung und Erweiterung ihrer Anlagen investiert. Mit knapp 7500 ist die Zahl der Beschäftigten konstant geblieben. „Die Chemie in Deutschland hat sich behauptet. Und der Standort Uerdingen ist gut aufgestellt“, sagte Grigat. Für die Region bedeute das Netto-Einkommen aller Beschäftigten eine Kaufkraft von rund 210 Millionen Euro.

Kritisch äußerte sich der Manager zu den Verkehrswegen. Vor allem Straßen und Brücken seien vielfach marode. „Es darf nicht zum Nachteil werden, mitten in NRW zu produzieren“, so Grigat.

Er erwartet, dass ab Sommer viele Produkte den Chemiepark nicht mehr per Lastwagen, sondern per Bahn verlassen. Möglich wird das durch die Werksstraße, die den Chemiepark mit dem neuen Kombi-Terminal des Duisburger Hafens in Hohenbudberg verbindet. Das Terminal ist an die öffentlichen Gleise der Bahn angebunden und ist seit Jahresbeginn in Betrieb.