K.o.-Tropfen: Immer mehr Frauen melden sich
Die Zahl der Ratsuchenden ist groß. Allerdings muss die Substanz schnell nachgewiesen werden.
Krefeld. Die Zahl der Frauen, die sich bei Beratungsstellen melden und angeben, das Opfer von K.o.-Tropfen geworden zu sein, hat sich in den vergangenen Wochen deutlich erhöht. Das erklärten Sylvia Hellfeier von der Gleichstellungsstelle der Stadt und Kriminalhauptkommissarin Ute Nöthen-Schürmann am Donnerstag am Rande einer Fachtagung im Krefelder Rathaus. Genaue Zahlen können die Expertinnen nicht nennen. „Wenn jemandem etwas Betäubendes ins Getränk geträufelt wird, dann handelt es sich juristisch um eine Körperverletzung. Und die wird auch nur so bei uns in der Statistik erfasst“, sagt Nöthen-Schürmann. Zudem sei das Dunkelfeld riesig.
Knockout-Tropfen sind flüssige Drogen, die aus natürlichen Stoffen, Medikamenten und verbotenen Substanzen zusammengesetzt sind. Täter kommen über das Internet recht problemlos daran. „Meistens werden die Tropen in das offenstehende Getränke des Opfers geben“, so die Opferschutzbeauftragte der Polizei. Meist in Diskotheken und Kneipen, aber durchaus auch bei privaten Partys. „Augen auf“, ist deshalb der Rat von Sylvia Hellfeier. Gehe man in einer Gruppe aus, sollten alle ein Auge aufeinander und auch auf die Getränke haben. Wenn sich jemand plötzlich unwohl fühle, solle man ihn keinesfalls allein gehen lassen. „Schon in diesem Stadium sind die Opfer meist willenlos“, erklärt Hellfeier. Ziel der Täter sei es, sie dann sexuell zu missbrauchen, dabei zu fotografieren und zu filmen. „Manchmal wird mit solchem Material sogar später noch versucht, das Opfer zu erpressen“, sagt Nöthen-Schürmann.
Die Scham sei oft so groß, dass sich die Betroffenen nicht oder erst sehr spät meldeten. Dann ließen sich die Substanzen meist nicht mehr in Blut und Urin nachweisen. Der Tipp der Expertinnen: In der Düsseldorfer Rechtsmedizin würden Betroffene kostenlos untersucht, Beweise für ein Jahr gerichtsverwertbar gesichert. Was damit geschehe, entscheide allein das Opfer. Kontakt: Telefon (02 11) 810 6000.
Hundertprozentigen Schutz gebe es nicht, sind Hellfeier und Nöthen-Schürmann überzeugt. Sie raten Betroffenen, sich helfen zu lassen und nicht aus Scham alles für sich zu behalten. Nicht verhehlen wollen sie, dass es auch vermeintliche Opfer gibt, die eine Geschichte erfinden. „Zehn bis 15 Prozent angezeigter Sexualstraftaten sind aus verschiedenen Gründen nicht so geschehen, wie das Opfer es zunächst behauptet“, so Nöthen-Schürmann.